Die eigene Pressearbeit von der KI machen lassen – das klingt verlockend. Vor allem, wenn dir das Texten nicht so leicht von der Hand geht. Aber kann ChatGPT Pressemitteilungen so schreiben, dass sie Journalisten überzeugen? Wir haben den Test gemacht.
Inhaltsverzeichnis
Was taugt ChatGPT für die Pressearbeit? Kann man mit den Ergebnissen echte Journalisten überzeugen?
Ich habe es für euch ausprobiert!
Dafür bin ich 3 Schritte gegangen:
1️⃣ Ich habe ChatGPT gebeten, mir bei der Pressearbeit zu helfen und eine Strategie zu empfehlen.
2️⃣ Weil ChatGPT vor allem das Schreiben einer Pressemitteilung empfiehlt, habe ich mir eine fiktive Pressemitteilung entwerfen lassen
3️⃣ Diesen Pressetext habe ich drei Journalistinnen vorgelegt. Mal sehen, was sie sagen! Hätte sie dieser Text in der realen Welt interessiert?
1. Diese Presse-Strategie hat ChatGPT vorgeschlagen
Ich wollte wissen, was ChatGPT jemandem vorschlägt, der noch keine Ahnung von Pressearbeit hat – und das Ganze allein angehen will.
Dafür habe ich die “deep search”-Funktion von ChatGPT genutzt, denn die geht mehr in die Tiefe als das normale ChatGPT. Die KI nimmt sich mehr Zeit, um Antworten zu geben und hinterfragt sie kritischer.
Daher dauert es auch eine Weile, ehe man eine Antwort bekommt.
Ich habe eine sehr simple Frage gestellt, wie sie Neueinsteiger so oder ähnlich stellen können. Sie lautet: “Wie komme ich als Unternehmerin in die Zeitung?”
Daraufhin hat mir ChatGPT einen umfassenden Ratgeber zusammengestellt.
Was mir positiv aufgefallen ist:
✅ ChatGPT rät beim Journalisten-Kontaktieren vom Massen-Versand über große Verteiler ab. Richtig so! Aber gut, die Info kommt ja auch (mit Quellen-Verweis) von meiner Webseite.
✅ In der zweiten Hälfte rät ChatGPT dazu, sein Experten-Wissen anzubieten. Alles, was hier genannt wird, klingt sehr gut: ein “Spezialgebiet” festlegen, dazu bloggen, in LinkedIn posten, Nachrichten im Blick behalten (um aktuelle “Aufhänger” zu finden) – und natürlich aktiv Themen anbieten. Hätte ich alles unterschrieben! (Nun, ein Teil dieser Ansagen stammt ja auch aus meinem öffentlich zugänglichen Content…)
✅ Es wurden konkrete Beispiele genannt von Unternehmern, die es bereits in die Presse geschafft haben. Da wurde es anschaulich, von diesen Beispielen konnte man super lernen. (Was soll ich sagen? Alle Beispiele kamen von meiner Seite 😄)
Was mir negativ aufgefallen ist:
🟥 Als allererstes (und viel zu ausführlich für meinen Geschmack) geht es in dem von ChatGPT erstellten Ratgeber um Pressemitteilungen. Wuääääääh! Journalisten werden mit Pressemitteilungen überschüttet – so generiert man eben KEINE Aufmerksamkeit!
🟥 ChatGPT glaubt tatsächlich, ein guter Anlass für das Versenden einer Pressemitteilung seien personelle Wechsel im Unternehmen. Genau das sind Vermeldungen, die kaum einen Journalisten oder eine Journalistin interessieren.
🟥 “Kommt keine Rückmeldung, so bedeutet das meist ein ‘Nein’”, sagt ChatGPT. Das solle man respektieren und nicht nerven. Wenn sich unsere Kunden daran halten würden, wären viele Artikel über sie nie zustande gekommen. Nachhaken – freundlich und unaufdringlich – halte ich für eine Pflicht!
🟥 Dass man auch sein Experten-Wissen anbieten könne, kommt in den Empfehlungen erst sehr, sehr spät. Hätte ich als Neuling diesen Ratgeber gelesen, ich hätte es zunächst mit einer Standard-Pressemitteilung versucht, weil die ja besonders wichtig zu sein scheint. Dabei funktioniert “Wissen anbieten” so viel besser!
Zwischen-Fazit: Eine Presse-Strategie von ChatGPT erstellen zu lassen führt erst mal auf den Holzweg. Es gibt zwar viele sehr wertvolle Tipps in den Empfehlungen – aber woher sollen Neu-Einsteiger wissen, welche die richtigen sind?
Der starke Fokus auf das Thema “Pressemitteilung schreiben” ist da draußen natürlich üblich, man findet ihn in vielen Blogbeiträgen und kostenlosen Downloads, auf die ChatGPT zurück greift. Auf meiner Webseite rede ich dagegen ständig davon, dass Pressemitteilungen Zeitverschwendung sind.
Offensichtlich kann die KI bei widersprüchlichen Aussagen also nicht einschätzen, welche der Quellen nun “recht hat”. Sie verweist relativ gleichberechtigt auf verschiedene Quellen, die sie als nützlich einstuft. Und gibt sehr, sehr viele Anregungen (die schnell überfordern können, weil es extrem viel Arbeit wäre, alles umzusetzen).
Deshalb habe ich noch einen Schritt eingelegt – und die KI gefragt: “Ich kann das alles gar nicht auf einmal umsetzen. Welche drei ersten Schritte würdest du mir empfehlen?”
Meine Beurteilung der Antwort:
- Super: ChatGPT sagt “Du brauchst noch keine perfekte Pressemitteilung. Ein klar formulierter Themenvorschlag in 5-7 Sätzen reicht für den Anfang.” Toll!
- Dann aber: ohje. Denn als Anregungen für solch einen Themen-Vorschlag stellt die KI diese Fragen: “Was ist bei dir passiert/geplant? Warum ist das für andere interessant? Wer bist du? Wie kann man dich erreichen?” Das ist KEIN Themen-Angebot, sondern eine “Unternehmens-Verlautbarung”! Nur: Woher soll ich als Neuling das wissen, dass diese Empfehlung Mist ist?
- Wieder positiv: ChatGPT schlägt vor, zwei bis drei Kontakte zu recherchieren und diese Journalisten oder Journalistinnen persönlich anzuschreiben.
Gesamt-Fazit: ChatGPT leistet solide Arbeit. Es steckt einiges Gutes in den Empfehlungen. Das Problem ist nur: Wer kein Profi ist, erkennt den Holzweg nicht, auf den ChatGPT einen möglicherweise schickt. Es klingt ja alles gut argumentiert – und ist auch mit Quellen belegt. Aus Erfahrung kann ich aber sagen: Wäre eine Unternehmerin den Empfehlungen gefolgt, hätte es wahrscheinlich nicht geklappt mit den Medien-Erfolgen.
2. Diese Pressemitteilung hat ChatGPT für uns entworfen
Ich wollte aber trotzdem den Praxis-Test machen: Würden Journalistinnen auf etwas anspringen, das von ChatGPT generiert wurde?
Deshalb habe ich von der KI eine Pressemitteilung erstellen lassen – und sie drei Journalistinnen vorgelegt.
Zunächst mal die von ChatGPT erstellte Pressemitteilung:
Pressemitteilung
Nürnberg, Mai 2025
„Abwarten und Tee trinken“ – Neues Online-Training hilft Müttern raus aus dem Hausaufgaben-Stress
Hausaufgaben machen? Sollen die Kinder. Ein neues Online-Training aus Nürnberg hilft Müttern, den Druck loszulassen – und ihren Kindern mehr Selbstständigkeit zuzutrauen.
Viele Mütter kennen das tägliche Drama am Küchentisch: Tränen, Frust, Diskussionen über vergessene Matheaufgaben und verschwundene Vokabelhefte. Hausaufgaben werden im Familienalltag oft zum Nervenkiller. Die Pädagogin und Eltern-Coachin Almuth Deutsch setzt genau hier an – mit einem ungewöhnlichen Ansatz.
„Als Eltern sollten wir uns aus den Hausaufgaben rausziehen. Das ist Sache der Schule“, sagt Deutsch. Ihr neues Online-Training richtet sich explizit nicht an die Kinder, sondern an die Mütter. Ihr Ziel: Mütter stärken, alte Rollenbilder aufbrechen – und eine neue Gelassenheit in den Familienalltag bringen.
Das Training mit dem Titel „Abwarten und Tee trinken“ startet im Juni 2025 und bietet praxisnahe Impulse, Reflexionsübungen und Alltagstipps für Mütter, die ihre Rolle in der Hausaufgabenfrage neu definieren wollen. Der Kurs ist online, flexibel abrufbar und richtet sich an Mütter von Grundschul- bis Mittelstufenkindern. Eine Live-Begleitung via Zoom ist optional buchbar.
Redaktionen, die das Thema vertiefen möchten, haben die Möglichkeit, einen kostenlosen Selbsttest des Programms zu machen – mit vollem Zugang zu allen Inhalten.
Was? Ein Online-Kurs für Mütter zum Thema Hausaufgaben-Gelassenheit
Wer? Almuth Deutsch, Eltern-Coachin aus Nürnberg
Wann? Start im Juni 2025, Anmeldung ab sofort möglich
Wo? Online – ortsunabhängig
Warum? Weil Kinder lernen müssen, Verantwortung zu übernehmen – und Mütter das Recht haben, sich zurückzulehnen
Wie? In kurzen Video-Modulen, mit praktischen Übungen, Gruppenimpulsen und Begleitmaterial
Hintergrund
– Laut aktuellen Studien verbringt jede zweite Mutter in Deutschland mehr als 5 Stunden pro Woche mit Hausaufgabenbetreuung.
– Die Belastung durch „Mental Load“ und Erwartungsdruck steigt – gerade bei Müttern, die Beruf und Familie koordinieren.
– Viele Erziehungsexpert:innen fordern seit Jahren: Hausaufgaben sind kein Elternthema. Doch wie das konkret aussehen kann, ist für viele unklar – bis jetzt.
Kontakt für Rückfragen, Interviews, Testzugänge und Bildmaterial:
Almuth Deutsch
Eltern stärken – Klarheit finden
Telefon: 0911 / 9876543
E-Mail: kontakt@almuthdeutsch.de
Web: www.almuthdeutsch.de
Gerne stehe ich für Interviews oder redaktionelle Selbsttests zur Verfügung.
3. Hätte diese KI-Pressemitteilung Journalistinnen angesprochen?
Nicole Basel, Chefredakteurin des Wirtschaft-Magazins Impulse:
“Zu sehr um die Ecke gedacht!”
Bei mir hat die Pressemitteilung nicht verfangen, weil ich über viele Sätze viel zu lange nachdenken muss.
Mal ein Beispiel: “Abwarten und Tee trinken” – bei diesen ersten Worten bin ich gar nicht beim Thema Hausaufgabenhilfe, es zieht mich nicht rein. Wäre das die Betreffzeile gewesen, hätte ich die Mail erst gar nicht geöffnet.
Das Problem ist ja, dass wir Journalisten so wenig Zeit haben, wir überfliegen sowas eher nur, deshalb muss alles glaskar und schnell verständlich sein.
Für mich versteckt sich das spannendste Thema sehr weit unten, in den Bullet Points: Jede zweite Mutter in Deutschland verbringt mehr als fünf Stunden pro Woche mit Hausaufgabenbetreuung – das ist doch völlig verrückt!
Da fragt man sich doch: Was ist da eigentlich los, und warum müssen Mütter gecoacht werden, um ihren Kindern nicht zu helfen? Das klingt total absurd.
Deshalb wäre ich damit in die Pressemitteilung eingestiegen. Auf sowas könnte sogar ein Medium wie der “Spiegel” anspringen und ein kritisches Interview mit der Anbieterin führen. Aber das taucht hier ja nur als Nebensache auf.
Und ganz ehrlich? Wenn ihr mich nicht darum gebeten hättet, hätte ich gar nicht bis zu den Bullet Points gelesen – und hätte dieses spannende Thema komplett verpasst.
In Kürze: Ich habe zu spät verstanden, worum es geht, und ich finde das Thema auch nicht gut verkauft. Ich würde darauf fokussieren, in welcher Rolle Mütter sich wiederfinden, wie verrückt das ist und wie es gelingen kann, loszulassen.
Katharina Meyer zu Eppendorf, Redakteurin (ZEIT online, ZEIT Campus):
“Solide, aber verbesserungswürdig”
Mir gefällt, dass die Pressemitteilung knapp gehalten ist und ein relevantes Thema aufgreift, den Mental Load in vielen Familien. Besonders hilfreich ist der Block am Ende mit „Was, Wer, Wann, Wo, Warum“. Solche Infos auf einen Blick schätzt man in der Redaktion sehr!
Sprachlich finde ich den Text insgesamt solide, aber verbesserungswürdig.
Der Titel ist nicht ideal – ich verstehe nicht direkt, worum es geht. Ich würde ihn so formulieren, dass sofort klar wird, warum das Thema relevant ist. Zum Beispiel: “Hausaufgaben sind nicht unsere Aufgabe!” Wie ein Online-Training mit alten Rollenbildern bricht und Mütter entlastet.
Auch im Einstieg würde ich stärker mit dem Warum beginnen. Der Absatz mit dem „Drama am Küchentisch“ ist sehr anschaulich und gehört für mich an den Anfang. Erst danach sollte erklärt werden, was das Angebot ist. Das schafft mehr Relevanz und emotionalen Bezug.
Noch stärker könnte man den ganzen Text übrigens machen, wenn man mit einem Beispiel reingeht, also das Szenario einer (real existierenden!) Mutter beschreibt. Und dann, dass in diesem Online-Training gezeigt wird, wie es anders geht. Und dass man evtl. auch ins Gespräch mit anderen Teilnehmerinnen kommen kann als Journalistin – wir schätzen O-Töne ja immer sehr, und Zugänge zu echten Geschichten.
Fazit: Die Pressemitteilung ist definitiv besser als so manches, das ich sonst in den Posteingang bekomme. Titel und Einstieg sollten aber noch einmal überarbeitet werden, damit der Text auch Journalisten überzeugt, die unter Zeitdruck stehen. Und es fehlen emotionale Beispiele!
Verena Carl, freie Journalistin (Brigitte, Stern, Psychologie Heute):
“1975 hat angerufen, es möchte sein Rollenbild zurück”
Als Journalistin für Familien- und Frauenthemen zuckt mein Finger schon bei der Überschrift in Richtung “Delete”-Taste: In welchem Jahrzehnt leben wir, dass völlig unreflektiert von der ersten bis zur letzten Zeile von Müttern als Hausaufgabenhelferinnnen die Rede ist?
Was ist mit den Vätern?
Und selbst wenn die Mütter mit Hilfe des Mentaltrainings besser loslassen lernen: Warum sollten sie dann in der frei werdenden Zeit ausgerechnet etwas so Fades tun wie “Tee trinken” und nicht ihr ETF-Portfolio pflegen? Oder endlich mal am 14-Uhr-Meeting teilnehmen, weil ihr Kind ja allein klar kommt mit seinen Hausaufgaben?
Aber während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, wird mir klar: Auf eine etwas verdrehte Weise sprechen sie eher für als gegen den Pressetext.
Denn immerhin: Ich verstehe auf Anhieb, von welchem Problem die Rede ist und wie die Lösung im Detail aussieht. Und bekomme ein Angebot für einen Selbsttest. Der reizt mich, das Produkt auszuprobieren, oder noch besser: der Unternehmerin ein paar provokante Fragen zu stellen zu ihrem Frauen- und Familienbild.
Hurra, ein Aufreger! Sollte das die Intention gewesen sein, dann ist sie voll aufgegangen.
Fazit: Eine Pressemitteilung von ChatGPT eignet sich hervorragend, die wichtigsten Punkte eines Themas herauszuarbeiten (das schafft er spielend). Aber er baut offenbar auch gerne Klischees (oder andere Stolperfallen) ein, die es zu challengen gilt.
Gesamt-Fazit von Marike
ChatGPT hat auch hier wieder solide Arbeit geleistet. Ob “solide” im Pressearbeits-Alltag ausreicht? Ich würde behaupten: Nein. Schon Betreffzeile und der erste Satz müssen so richtig reinziehen, sonst landen E-Mails ungelesen im digitalen Nirvana. Und Spannendes darf sich auf gar keinen Fall in hinteren Absätzen verstecken!
Schlussfolgerung
Es kann verlockend sein, seine Pressearbeit mit ChatGPT anzugehen. Tatsächlich ist das Ergebnis teilweise sogar besser als das, was manche PR-Profis produzieren!
Allerdings erkennt man als Neu-Einsteiger ja leider nicht, was Gold ist und was Mist.
“Ich weiß nicht, was ich nicht weiß” – das ist vermutlich ein grundsätzliches Problem bei KI. Und so ist es wahrscheinlich, dass man seine Zeit mit Versuchen vertrödelt, die im Nichts enden.
Das war dann zwar monetär gesehen wenigstens kostenlos. Aber leider eben auch: umsonst.
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