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Drei Frust-Erlebnisse mit Journalisten (und was du tun kannst)

  • 6 min read

Du wurdest interviewt – aber tauchst kaum im Artikel auf. Der Journalist ruft nicht zurück. Emails scheinen im Dunkel des Internets zu verschwinden, ohne irgendeine Rückmeldung. Kommt dir das bekannt vor?

Dann keine Sorge: Selbst für Profis kann PR bisweilen furchtbar frustrierend sein! Hier erzähle ich dir, was du gegen den Frust tun kannst – und welche unrealistischen Erwartungen du besser schleunigst ablegen solltest.

1. Der Journalist antwortet nicht

Dein Frust: Du hast dir richtig Mühe mit deiner Email gegeben – aber leider reagiert der Journalist nicht darauf. Oder du hast ihn zu einer Veranstaltung eingeladen und um Zu- oder Absage gebeten – aber es kommt weder noch.

Die Erklärung: Journalisten bekommen täglich an die 100 Emails. Die meisten lesen sie nicht einmal. Es kann also gut sein, dass der Redakteur deine Betreffzeile als nicht interessant genug empfand und gleich gelöscht hat. Das ist grausam, ich weiß. Aber leider Realität.

Wenn deine Betreffzeile spannend genug klang, hat der Journalist vielleicht darauf geklickt und dein Anliegen überflogen. Doch möglicherweise hat er dann schnell entschieden (denn schnelle Entscheidungen müssen bei 100 Emails pro Tag einfach sein), dass

a) das Thema nicht passt

b) das Thema zwar irgendwie passt, aber nichts Neues bietet

c) das Thema zwar generell passt, aber es derzeit keine Notwendigkeit dafür gibt (keinen aktuellen Aufhänger)

d) die Email zu sehr nach PR klingt, und PR mag er nicht.

Auch in dem Fall wird er dir nicht antworten – denn für 98 Absagen am Tag hat er keine Zeit.

Was du nicht tun solltest: Wieder und wieder anrufen, um den Journalisten doch noch irgendwie zu überzeugen. Man schafft das nicht, indem man sein Thema möglichst häufig wiederholt – sondern nur, indem man es verbessert.

Was du stattdessen tun kannst: Bessere Betreffzeilen verfassen, bessere Themen anbieten, bessere Aufhänger finden.

  • Betreffzeilen müssen kurz und knackig sein und ein konkretes Angebot beinhalten
  • Geschichten sollten persönlich, emotional oder ungewöhnlich sein – oder alles drei (Hier liest du, warum „Geschichte“ ein Signalwort für Journalisten ist, und welche Signalworte du sonst noch nutzen kannst)
  • Aufhänger für einen Themenvorschlag können sein: News-Ereignisse, Debatten, Jahrestage, Jubiläen etc. Frag dich: Warum sollte der Journalist gerade JETZT darüber berichten?

Übrigens: Wie du solche Aufhänger findest und sie für deine PR nutzt, erfährst du in meinem kostenfreien Content- und PR Kalender.

2. Der Journalist sagt, er werde sich melden – tut es aber nicht

Dein Frust: Du hast einen Journalisten zu einer Veranstaltung eingeladen oder einen Themenvorschlag gemacht, er hat gesagt „Klingt interessant, ich melde mich noch mal“ – und dann hast du gewartet, gewartet, gewartet. Ohne je wieder von ihm zu hören.

Die Erklärung: Journalisten bekommen nicht nur viele Emails, sondern auch viele Anrufe. Und sie haben meist wirklich sehr, sehr viel zu tun. Manchmal sagen sie deshalb „Ich spreche mit meinem Kollegen und melde mich dann“ – nur, um es 20 Minuten später schon wieder vergessen zu haben. Oder sie sprechen tatsächlich mit besagtem Kollegen, der findet das Thema aber nicht spannend genug – und für einen Absage-Anruf an dich fehlt dem Redakteur leider die Zeit.

Was du nicht tun solltest: Empört sein, á la „Ich habe drei Journalisten eingeladen, und KEINER ist gekommen!“ Glaub mir, das ist völlig normal.

Was du stattdessen tun kannst: Bist du immer noch der Meinung, dass es sich tatsächlich um ein Knaller-Thema handelt, dann hake nach, zum Beispiel nach drei Tagen. Hast du dem Journalisten eine Einladung geschickt und die Rückmeldung war „Ja, möglicherweise kann ich das einrichten“ (stammt aus der gleichen Familie wie „Ich melde mich dann“), so baue nicht darauf, dass er auch wirklich erscheinen mit.

Eine freundliche Erinnerungs-Email oder ein –Anruf (da ihr ja schon in Kontakt wart) schaden deshalb nicht. Tipp: Gib dem Journalisten in dieser Erinnerungs-Mail einen zusätzlichen Anreiz, zu der Veranstaltung zu kommen.

3. Der Journalist führt ein langes Interview – und erwähnt dich dann nur in zwei Sätzen

Dein Frust: Du freust dich, denn ein Journalist hat dich interviewt. Du hast dich gut vorbereitet, viel erzählt, insgesamt eine halbe Stunde lang – und dann erscheinst du im Text nur mit zwei zitierten Sätzen. Dein Business wird nicht erwähnt.

Die Erklärung: Der Journalist hat keinerlei Verpflichtung, über dich zu schreiben. Und auch keine dazu, dein Unternehmen zu nennen. Die Begründung lässt sich mit einem Wort ausdrücken: Pressefreiheit! Der Redakteur wird sich genau das herauspicken, was er für seinen Artikel braucht – und nicht das, was dich gut aussehen lässt oder dir besonders prominent Raum gibt.

Die Länge des Interviews sagt übrigens überhaupt nichts über seine Qualität aus. Auch ich habe schon manches Mal ein 45-Minuten-Interview mit einer Quasselbacke geführt – und dann nur ein oder zwei Zitate verwendet.

Was du nicht tun solltest: Anrufen und dich beschweren. Eine Mail schreiben und dich beschweren. Dich auf Facebook oder sonstwo über diesen doofen Journalisten beschweren. Verärgerte Rückmeldungen sorgen im worst case dafür, dass du die Brücken zum Journalisten abfackelst – und der hat schließlich nur seine Arbeit getan.

Was du stattdessen tun kannst: Es nächstes Mal besser machen. Wie? Indem du versuchst, genau das zu liefern, was der Journalist braucht.

  • Frag ihn vorher, was der Fokus seines Artikels ist und was er sich von dir wünscht.
  • Vielleicht brauchte er vor allem Fakten, Erklärung und Einordnung, und du hast ihm zu viel von deinen persönlichen Erfahrungen erzählt – oder umgekehrt.
  • Sagt der Journalist, er werde dich als Fallbeispiel verwenden, so erzähle ihm plastisch und mit konkreten Erinnerungen und Beispielen, was du erlebt hast. Versuche dabei aber, nicht den roten Faden zu verlieren. (Ich weiß: Es ist eine Kunst, zwar Beispiele und Details zu nennen, aber trotzdem auf den Punkt zu kommen. Ein paar Tricks und Tipps verrate ich dir deshalb in diesem Blogpost zum Thema Storytelling.)
  • Solltest du als Experte interviewt werden, so bemühe dich vor allem darum, Komplexes in verständlichen Worten zu erklären (ein, zwei plastische Beispiele schaden allerdings auch hier nicht).

Je besser du das schaffst, desto mehr davon wird der Journalist für seinen Text nutzen können – denn desto mehr „brauchbares Futter“ hast du ihm geliefert.

Hattest du schon mal richtig frustrierende Erlebnisse mit Journalisten? Dann erzähl uns in den Kommentaren davon.

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.