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Was du von Journalisten für deine Texte lernen kannst – 7 einfache Schreib-Tricks

Die Webseite. Der Blog. Facebook-Posts. Newsletter. Landingpages. Ständig musst du Texte schreiben, die überzeugen. Wie machen das eigentlich die Profis? Na, indem sie diese 7 Grundregeln für Besserschreiber anwenden!

Wer sie umsetzt, wird merken: Leser bleiben eher dran, melden sich eher zurück – und werden eher zu Kunden.

1. Nenne konkrete Beispiele

Stell dir vor, eine Bekannte würde dir von „Differenzen mit meiner Schwiegermutter“ erzählen. Von „unterschiedlichen Ansichten“ über „gewisse Themen“. Würdest du dich über den Tisch lehnen und sagen: „Was?? Gibt’s doch nicht!“

Ich lass die Frage mal als rhetorisch stehen.

Und jetzt das zweite Szenario: Stell dir vor, die Bekannte würde ausplaudern, dass die Schwiegermutter jeden verdammten Sonntag um 11 Uhr anrufe, um zu erfragen, was ihr Sohn heute zu essen bekomme. Dass sie das Enkelkind nur im Buggy mit auf die Straße nehme, statt es auch mal laufen zu lassen, weil es dann schön gucken könne und es weniger gefährlich sei. Dass sie angeregt habe, mal mit dem Kind zum Psychologen zu gehen, weil es mit zweieinhalb Jahren immer noch eine Windel trage.

Na? Kannst du dir vorstellen, in diesem Fall große Augen zu machen und empört „WAS?“ auszurufen?

Auch diese Frage ist eine rhetorische.

Denn es ist doch logisch: Sobald im Gespräch kleine Details, Geschichten, Beispiele genannt werden, entsteht ein Bild vor unseren Augen – und Bilder haben viel mehr Wirkung, als Wörter!

Dumpfe Oberbegriffe wie „Differenzen“ oder „unterschiedliche Ansichten“ bleiben farblos. Die Schwiegermutter dagegen, die den Besuch beim Psychologen anregt, ruft Emotionen hervor. Ob nun Erstaunen, Mitgefühl, Verärgerung, Überraschung, Rührung oder Empörung–Zuhörer kleben an unseren Lippen, wenn sie etwas fühlen.

Das ist nicht anders, wenn es um die Leser unserer Texte geht.

Auf der Webseite, in Blogposts, Facebook-Posts, Newslettern oder Pressemitteilungen: Konkrete Beispiele geben jedem Text Farbe. Sie lassen ein Bild im Kopf entstehen. Regen zum Weiterlesen an. Bleiben in Erinnerung.

An der Journalistenschule lernt man deshalb: „Show me, don’t tell“. Sag also, was du siehst, mal ein Bild, eine Szenerie – anstatt Dinge platt zu benennen.

Statt zu sagen, dass es eine trostlose Gegend ist, wird ein Journalist den Putz beschreiben, der von Mauern abbröckelt, herumliegenden Müll und die Schlaglöcher in den Straßen. Denn eine solche Aufzählung (ohne, dass man episch in die Tiefe gehen musst), löst automatisch das Wort „trostlos“ im Kopf des Lesers aus.

Frag dich also immer wieder: Kann ich konkrete Beispiele nennen, um etwas zu veranschaulichen?

Weil ich gern umsetze, was ich predige, hier drei veranschaulichende Beispiele:

  • Du bist Experte für Rückenschmerzen und sitzt an einem Newsletter zum Thema „typische Ursachen von Rückenschmerzen“. Natürlich könntest du jetzt was von „Haltungsfehlern“ schreiben. Du könntest aber auch sagen, dass viele Menschen ein Hohlkreuz machen oder dass sie die Schultern zu sehr einziehen. Beim eher technischen Wort „Haltungsfehler“ fühlen sich bestimmt nur wenige angesprochen – aber wetten, dass sich beim sehr anschaulichen und konkreten „Hohlkreuz“ und den „hängenden Schultern“ viele ertappt fühlen?
  • Du bist Anwältin für Scheidungsrecht: Auf deiner Webseite könntest du schreiben, du würdest „durch schwierige Situationen“ helfen. Aber wie wäre es denn damit, dass du zur Seite stehst, wenn es daheim jeden Abend Streit gibt, jeder Familien-Ausflug im Desaster endet oder einer der Ehepartner eine Affäre zugegeben hat? Das ist konkreter, beispielhafter, eindrücklicher – und wer sich scheiden lassen will, bekommt viel eher das Gefühl: „Die spricht genau meine Situation an!“
  • Du hast einen Online-Shop für Baby-Tragetücher. Natürlich kannst du (wie alle anderen) auf Facebook was über dein „umfassendes Angebot“ oder die „vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten“ deiner Tragetücher schreiben. Viel eher im Gedächtnis bleibt es aber, wenn du 3 konkrete Beispiele aus deinem Sortiment aufzählst und 3 Möglichkeiten nennst, wie man deine Tragetücher benutzen kann. So entsteht automatisch ein Eindruck von „vielfältig“ und „umfassend“.

2. Setz mehr Punkte

Zugegeben, diese Ansage wird ein Online-Redakteur vehementer unterstreichen als ein Print-Journalist. Manche Print-Journalisten frönen noch immer langen Sätzen – vielleicht, weil sie sich dann schlau fühlen.

Aber online lesen die Menschen anders. Sie haben weniger Geduld, überfliegen Texte eher. Da kann man nicht schreiben wie fürs Feuilleton der FAZ.

Man kann das natürlich doof finden.

Oder man stellt sich drauf ein: zum Beispiel mit kürzeren Sätzen.

Viele schreiben beim Texten ihrer Webseite oder beim Verfassen eines Newsletters aber leider immer noch so, als stünde ihr Deutsch-Lehrer hinter ihnen (und als wollten sie ihn mit besonders komplizierten Schachtel-Konstruktionen beeindrucken). Da entstehen dann regelrechte Bandwurm-Sätze, mit vielen Nebensätzen, bei denen man am Ende nicht mehr weiß, worum es am Anfang eigentlich ging.

Das Fatale: Bei sowas sind die Leser ganz schnell weg. Sie wollen nun mal nicht groß nachsinnen müssen – sie wollen verstehen, und zwar fix.

Überprüfe deinen Text deshalb darauf, ob du zu viele Kommata setzt – und ob die nicht ab und an durch einen Punkt ersetzt werden können.

So entstehen mehr Hauptsätze. Und dein Text lässt sich schneller verdauen und leichter begreifen.

3. Mach mehr Absätze

In dieselbe Kerbe haut mein nächster Tipp: Mach deutlich öfter Absätze!

Stell dir einfach vor, der Leser deines Newsletters, Blogposts oder Facebook-Updates, deiner Veranstaltungs-Einladung oder Webseite würde gerade in der U-Bahn sitzen. Er hat noch zwei Stationen, dann muss er aussteigen.

Sieht er nun eine Textwüste vor sich, so fängt er gar nicht erst an zu lesen. Da klickt er einfach weiter.

Sieht er einen eher lichten Text mit viel „Weißraum“ (so nennen das Grafikdesigner), so fängt er zumindest an zu lesen – und bleibt im Idealfall dran (wenn du alle anderen Tipps beherzigt hast).

Und Weißraum entsteht – richtig – durch Absätze.

Wann aber lohnt sich ein neuer Absatz?

  • Wenn ein Gedanke endet
  • Wenn ein Beispiel endet
  • Wenn du eine Frage stellen oder eine Aussage machen möchtest, die hervorgehoben wirken soll („Was können Sie jetzt tun?“ oder „Das ist falsch.“ – Solchen Sätzen kannst du eine eigene Zeile gönnen!)
  • Wenn du thematisch zum nächsten Punkt übergehst
  • Wenn du im nächsten Schritt eine Zusammenfassung machen möchtest

Manche treiben das auf die Spitze und setzen fast jeden Satz in eine neue Zeile. Das finde ich übertrieben.

Aber das Gegenteil ist noch viel fataler: Wenn nämlich Blogposts, Newsletter und Webseiten-Texte mit prall gefüllten Absätzen verfasst werden, als ginge es um den nächsten Jahrhundert-Roman.

Schau dir einfach mal diesen Text an.

Kaum ein Block ist länger als 10 Zeilen – und das ist schon das absolute Maximum.

Und findest du nicht auch, dass sich das angenehm liest?

4. Schreib mehr, wie du sprichst

Hast du schon mal einen Behördenbrief bekommen – und dich geärgert, weil du ihn fünf mal lesen musstest, um ihn zu verstehen?

Leider ist noch immer in den Köpfen vieler verankert: Wenn ich was Wichtiges mitzuteilen habe, muss es „offiziell“ klingen. Und dann verfallen sie in den „Behörden-Sprech“. Schmeißen mit Substantiven und Schachtelsätzen nur so um sich. Und benutzen Wörter, die sie mündlich niemals sagen würden (zum Beispiel „diesbezüglich“ oder „zu Gehör bringen“).

Verständlich zu schreiben, ist eine Kunst. Journalisten üben das die gesamte Ausbildungs-Zeit über. Was sie dabei meistens tun: Sie ignorieren die Wortwahl von wichtig klingenden Pressemitteilungen – und „übersetzen“ alles in eine Sprache, die jeder versteht. Und die besteht aus Wörtern, die man tatsächlich im Alltag benutzt. 

Denn wer sagt denn schon zum Nachbarn, dass etwas eine „tragende Rolle“ spiele? Sagt er oder sie nicht vielmehr „Das ist wichtig“?

Und würde man einem Freund gegenüber den Satz „Wir arbeiten zielgerichtet und lösungsorientert“ sagen? Klingt nicht viel besser: „Unser Ziel ist es, die beste Lösung zu finden“?

Schreib mehr, wie du sprichst – das ist einer der besten Ratschläge, die ich dir für deinen Blog, deine Newsletter, die Webseite oder die Facebook-Seite geben kann.

Jetzt gleich loslegen und besser schreiben:

199 Wörter die du sofort aus deinen Texten streichen kannst.

5. Stell mehr Fragen und mach mehr Ausrufe

Hach, die Vielfalt der Satzzeichen! Ich bin eine große Verfechterin davon, sie sämtlich einzusetzen; seien es nun Punkte, Kommata, Frage- oder Ausrufezeichen, Semikola oder Doppelpunkte.

Das Problem ist nur: Die meisten Menschen beschränken sich auf einige wenige.

  • Einige setzen vor allem Punkte, und da, wo es eben not tut, ein Komma. Das macht Texte dröge.
  • Einige schmeißen nur so mit Ausrufezeichen um sich. („Diese Aussage stimmt nicht! Du kannst auf jeden Fall etwas dagegen tun! Wende dich einfach an den richtigen Anwalt!“) Im Übrigen tun das auch einige Profis: Wer mal in die BRAVO schaut, wird von Ausrufezeichen geradezu erschlagen.
  • Einige sind verliebt in Kommata und setzen sie kunstvoll und zahlreich ein, so dass irre Schachtelsätze entstehen (siehe dazu Punkt 3).
  • Einige wenige haben nicht verstanden, wie man Fragezeichen sinnvoll einsetzt. („Das kann doch nicht so weitergehen?“)

Jeder Text wird besser, wenn man unterschiedliche Satzzeichen einbaut. Aber sie sollten auch stimmen!

Ein Ausruf wie „Ich fand, dass es so nicht weitergehen konnte!“ ist in Wirklichkeit gar keiner – es ist ein Nebensatz mit (falsch gesetztem) Ausrufezeichen.

Ein Ausruf wäre es dann, wenn da stünde: „Ich fand: So kann es nicht weitergehen!“

Und eine Frage wie „Du solltest dir darüber klar werden, was brauche ich wirklich?“ ist ein schöner Ansatz, scheitert aber leider an der Ausführung. Richtig wäre es mit einem Doppelpunkt – nur so wird daraus eine echte Frage: „Du solltest dir klar werden: Was brauche ich wirklich?“

Mehr echte Fragen („Was nun?“ – „Gibt es Alternativen?“ – „Wann würde ich ihn jemals wiedersehen?“) und mehr echte Ausrufe („Blödsinn!“ – „Endlich frei!“ – „Immer diese Männer!“) beleben jeden Text.

Setze sie immer mal wieder ein, und du wirst sofort interessanter klingen als 99% der anderen, die online Texte veröffentlichen.

Versprochen!

(Siehste? Ein Ausruf. Herrlich.)

6. Benutze mehr Verben

Grundregel Nummer 1 an der Journalistenschule: Verben sind zu lieben, Substantive zu ächten.

Zumindest die „bösen Substantive“.

Böse Substantive sind in Wirklichkeit Substantivierungen, sozusagen aufgemöbelte Verben.

  • Bebauung statt bebauen
  • Identifizierung statt identifizieren
  • Verbesserung statt verbessern

Warum die böse sind?

Weil sie fast immer behäbige Passiv-Konstruktionen mit sich bringen. Weil man sofort umständlicher schreibt. Und weil sie nicht so schnell im Gehirn ankommen.

Mein Tipp: Einfach sein lassen!

Sonst kommt es zu unschönen Formulierungen wie diesen hier:

  • „Die Bebauung des Grundstücks erfolgt durch den Eigentümer.“ (Viel besser und verständlicher wäre doch: „Der Eigentümer bebaut das Grundstück“.)
  • „Die Identifizierung des Problems dauert bei den meisten viele Jahre.“ (Wie wäre es mit: „Das Problem zu erkennen, dauert oft viele Jahre“?)
  • „Für meine Kunden entsteht eine Verbesserung des Kommunikations-Stils.“ („Meine Kunden verbessern ihren Kommunikations-Stil“ klingt viel leichter verständlich.)

Wörter, die auf -ung, -keit und -heit enden, sollten generell mit Misstrauen betrachtet werden. Tauchen zu viele davon im Text auf, so kommen selbst die schlauesten Gedanken nicht beim Leser an.

Denn er ist dann längst eingeschlafen – oder hat weitergeklickt. 

7. Erzähle von dir

Sicher hast du schon mal gehört, dass du „authentisch“ sein sollst, wenn du online Kunden finden willst – sei es nun für eine Dienstleistung oder ein Produkt. Und vielleicht macht dich das richtig kirre: Was ist das denn, „authentisch“? Wie geht das?

Einfach sein, wie ich bin – schön und gut – aber wie bringe ich das rüber?

An dieser Stelle lüfte ich mal das Geheimnis: Du bist vor allem dann authentisch, wenn du von dir erzählst.

  • Dein Ratgeber über das Thema „Eigenheim planen – Schritt für Schritt“ wird sich besser verkaufen, wenn du erzählst, dass du anfangs selbst viele Fehler beim Planen deines Hauses gemacht hast und jetzt alles weitergeben willst, was du gelernt hast.
  • Dein Online-Shop für Öko-Windeln wirkt authentischer, wenn du erzählst, dass du früher nicht an Öko-Windeln geglaubt hast – und dann vom Gegenteil überzeugt wurdest, als du es einfach mal ausprobiertest.
  • Wenn du anderen beim Einrichten ihrer Wohnung helfen willst, könntest du erzählen, welche kleinen Veränderungen in deinem eigenen Wohnzimmer einen großen Unterschied gemacht haben.

So bleibst du in Erinnerung, rufst mehr Emotionen hervor, erzeugst im Ideal-Fall Bindung.

Auch Magazine und Zeitungen wissen das: Sie lassen ihre Redakteure Kolumnen über ihre Sicht der Dinge erzählen, zeigen die Gesichter ihrer Mitarbeiter und geben oftmals im Editorial einen Blick hinter die Kulissen.

Warum?

Weil dann da nicht nur gedruckte Worte stehen, sondern wir den Menschen besser sehen, der dahinter steckt.

Das macht sich besonders im Newsletter klasse, aber auch in Social-Media-Posts. Deine Texte wirken sofort persönlicher, ansprechender, spannender – und nicht nur du bleibst besser im Gedächtnis, sondern auch dein Produkt.

Könntest du eine praktische Liste gebrauchen, die dir dabei hilft, alltagstauglicher zu schreiben?

So, dass potentielle Kunden nicht gelangweilt sind, sondern begeistert? Dann schnell noch meinen Download holen: 199 Wörter, die du aus deinen Texten schmeißen solltest!

NA KLAR, ICH WILL DIE LISTE HABEN!

2 Gedanken zu „Was du von Journalisten für deine Texte lernen kannst – 7 einfache Schreib-Tricks“

  1. Danke für die Bereitstellung von Hilfen zur Identifizierung, Benennung und Bekämpfung von bösen Substantiven und ebenso bösen Passivkonstruktionen in zu verfassenden Mitteilungen, einhergehend mit einer zu erwartenden Verbesserung des Kommunikationsstils.
    Schluss damit!
    Nie wieder. Versprochen!
    Danke.

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.