"Ich mache Pressearbeit, indem ich im Netz ständig über mein Thema spreche!"
Wie wird man von Journalisten gefunden? Zum Beispiel, indem man auf LinkedIn seine Expertise zeigt – so wie Rebecka Heinz. Sie nutzt die Plattform gezielt, um auch Journalisten auf sich aufmerksam zu machen.
Also war dein Impuls: Ich erzähle der Presse meine eigene Geschichte, um auf das Thema aufmerksam zu machen und dann biete ich eine Dienstleistung dazu an?
Nein, ich will selbst eigentlich gar nicht so im Vordergrund stehen, sondern anderen Betroffenen eine Plattform für ihre Erfahrungen bieten. Jede achte Frau in Deutschland bekommt irgendwann im Lauf ihres Lebens Brustkrebs – und jede einzelne Geschichte ist anders. Ich weiß aber, dass Journalisten gerne Fallgeschichten von Betroffenen mögen. Deshalb habe ich gelernt, verschiedene Hüte aufzusetzen, also sowohl Betroffene als auch Expertin zu sein, je nach Medium. Dafür war das Training bei den “Presse Rockstars” extrem hilfreich!
Kannst du das an einem Beispiel erklären?
Kürzlich habe ich für den “Human Resources Manager” einen Gastbeitrag geschrieben, bei dem ich vollkommen in der Expertenrolle war. Ganz anders bei einem Gastbeitrag in dem reichweitenstarken Blog “Stadt Land Mama”, in dem es um meine Erfahrungen ging – aber nicht so sehr um mich als Person, sondern um die Frage, inwieweit meine Geschichte verallgemeinerbar ist. So können etwa Schwangerschaft und Stillzeit die Entstehung von hoch aggressiven Tumoren begünstigen. Das ist aber kaum jemandem bewusst, deswegen war und ist es mir wichtig, aufzuklären und zu sensibilisieren.
Du hast vorhin gesagt, du hättest das Thema auf Social Media besetzt, so dass du jetzt damit gefunden wirst. Wie genau?
Besonders LinkedIn ist für mich ein gutes Stimmungsbarometer. Ich bin jeden Tag dort unterwegs, poste selbst zum Thema Arbeiten mit und nach Krebs, kommentiere, sehe an anderen Posts und Kommentaren, wer sich noch damit beschäftigt. Dann kann ich diejenigen direkt ansprechen und mich mit ihnen austauschen.
"Ich weiß, dass Journalisten gerne Fallgeschichten von Betroffenen mögen. Deshalb habe ich gelernt, verschiedene Hüte aufzusetzen, also sowohl Betroffene als auch Expertin zu sein, je nach Medium.
Rebecka Heinz
Gründerin von #einevonacht
Du meinst, du sprichst Journalisten auf LinkedIn an?
Nicht nur. Ich finde es nachhaltiger, ganz grundsätzlich ein großes Netzwerk zu einem Thema zu knüpfen mit ganz verschiedenen Experten. Beispielsweise aus dem Gesundheitswesen, aus dem HR-Bereich, Manager, Betroffene, usw. Sie alle haben ihre Sicht auf das Thema, bringen neue Impulse, wir tauschen uns aus, und manchmal sind halt auch Journalisten dabei. Das passiert quasi nebenbei.
Und denen schickst du deine Themenvorschläge?
Nein, anders herum: LinkedIn ist das Schaufenster für meine Kompetenz, für meine Expertise. Die Journalisten kommen auf mich zu, ich muss gar nicht viel tun. Ich habe dort durch mein Netzwerk zu zahlreichen Journalistinnen Kontakt und tausche mich mit ihnen aus, ohne dass ich ihnen jemals aktiv ein Themenangebot gemacht hätte. Sie wissen ja, wo sie mich finden.
Ist das nicht sehr zeitaufwändig, dieser grundlegende Kontaktaufbau?
Ja, schon. Aber es ist auch nachhaltig. Wenn Journalisten wissen wollen, ob ich bei dem Thema wirklich etwas zu sagen habe, dann sind mein LinkedIn-Profil und meine Beiträge dort eine sehr glaubwürdige Visitenkarte. Das schafft Vertrauen. Die Journalisten wissen, dass ich zu dem Thema arbeite und kein Blatt vor den Mund nehme. Umgekehrt ist es genauso: Wenn ich mit den Posts der Journalisten interagiere, sehe ich, womit sie sich beschäftigen, und das läuft immer auf meiner Gedankenspur mit. So kann ich auch gezielt einzelne Journalisten ansprechen, anstatt Pressearbeit nach dem Gießkannenprinzip zu machen.
Welche Anlässe nimmst du, wenn du selbst aktiv pitchst?
Es ist immer sinnvoll, bestimmte Awareness-Tage im Kopf zu haben – den Weltkrebstag, den Brustkrebsmonat. Ich höre aber auch aus Redaktionen: Wir finden das Thema immer relevant, nicht nur im Oktober und Februar. Für mich ist es deshalb wichtig, dass ich ein Thema so im Kopf habe, dass ich genau weiß, zu wem es passt, wer sich für welchen Aspekt interessiert und mit wem ich selbst auch gern mal über das Thema sprechen würde. So kam zum Beispiel das Interview mit dem “Stern” zustande, oder der Podcastauftritt im “Brand Eins”-Netzwerk. Außerdem sind LinkedIn-Diskussionen die beste Messlatte für meine Produktentwicklung und den Unternehmensaufbau.
Inwiefern?
Wir sind mit #einevonacht ja erst seit letztem Jahr so richtig am Start und bauen unser Beratungsangebot immer noch weiter aus. Häufige Fragen sind für uns die beste Inspiration – weil wir dadurch mitbekommen, was Unternehmen und Betroffene am meisten beschäftigt. Wir wollen unsere Angebote so entwickeln, dass wir Menschen wirklich helfen.
"Wenn Journalisten wissen wollen, ob ich bei dem Thema wirklich etwas zu sagen habe, dann sind mein LinkedIn-Profil und meine Beiträge dort eine sehr glaubwürdige Visitenkarte."
Rebecka Heinz
Gründerin von #einevonacht
Kannst du das an einem Beispiel erklären?
Ganz oft kommt zum Beispiel die Frage: “Wie kann ich reagieren, wenn jemand Krebs hat?”. Dazu haben wir dann ein Paket geschnürt, ein Starterkit mit Guidelines und Checkliste für Führungskräfte: Wie führe ich ein Gespräch mit einem Mitarbeitenden nach einer Diagnose, was sind die nächsten Schritte? Inzwischen haben wir das Starterkit mit einem Workshop gekoppelt, weil wir gemerkt haben, dass die Führungskräfte sich nach dem direkten Austausch und der intensiven Arbeit mit uns sicherer im Umgang mit Betroffenen fühlen und mit einem besseren Gefühl in die Gespräche gehen.
Was sind für dich als LinkedIn-Expertin die wichtigsten Hacks für Aufmerksamkeit bei Journalisten und möglichen Kunden?
Am besten funktionieren aus meiner Sicht Posts, an die Leute anknüpfen können. Ich versuche, anhand meiner eigenen Erfahrungen oder anhand der Erfahrungen von anderen einen Aspekt zu verdeutlichen, etwas zu vermitteln. Bei LinkedIn reicht es auf jeden Fall nicht aus, einfach nur Fotos von sich zu posten, da muss schon ein bisschen mehr dahinter sein. Außerdem versuche ich, wenn es passt, in andere Bubbles hineinzukommen. Ich hatte zum Beispiel zum Weltkrebstag einen Channel Takeover mit Michael Fritz von “Viva con Agua”, da konnte ich noch einmal einen ganz anderen Kreis für das Thema sensibilisieren und viele neue, wertvolle Kontakte knüpfen, mit denen ich mich teilweise heute noch austausche.
Und was ist mit Tipps wie: bestimmte Uhrzeiten, bestimmte Wochentage?
Wir hatten oft gute Erfolge mit Postings am Samstag. Vielleicht, weil die Leute da mehr Muße haben für komplexere Themen. Aber insgesamt wird die Sache mit dem Timing meines Erachtens überschätzt. Viel mehr hilft es, wenn man Überzeugungstäterin ist: Ich setze mich für etwas ein, das größer ist als ich, das treibt mich an. Und ich glaube, das merkt auch das Gegenüber.
AUSSCHNITTE VON REBECKAS VERÖFFENTLICHUNGEN
REBECKA HEINZ
Unter #einevonacht bieten Rebecka Heinz und ihre Geschäftspartnerin Anna Papadopoulos Vorträge und Workshops für Führungskräfte und HR zum Thema Arbeiten mit und nach Krebs. Für Betroffene gibt es einen Kurs zur Vorbereitung auf den Wiedereinstieg in den Job. . Für 2025 ist zusätzlich eine Membership für Betroffene geplant, um sie auch nach dem Wiedereinstieg langfristig unterstützen zu können.
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