Du blickst im Dschungel der möglichen Online-Produkte nicht mehr durch? Du weißt nicht, was du als Erstes anbieten solltest? Hier erkläre ich dir gängige Formate, die ich ausprobiert habe – und welche Vor- und Nachteile ich sehe.
1. Brauche ich wirklich ein Online-Produkt?
Natürlich musst du nicht zwingend ins Online-Business einsteigen. Aber da du nun mal in diesem Text gelandet bist, nehme ich an: So ein kleines bisschen Interesse hast du schon, oder?
Deshalb gebe ich dir zum Aufwärmen mal eine Frage mit: Was kannst du so gut, dass andere Leute Geld dafür bezahlen würden, damit du es ihnen beibringst?
Jede Wette: Du hast mindestens eine Idee. Oder zwei.
Gut so, denn Wissen ist das Gold des 21. Jahrhunderts! Und glaub mir, für fast jedes Thema gibt es Bedarf. Es ist ganz egal, ob du
- als Fotograf alles über perfekte Selfie-Posen erklären kannst oder
- als Gestalterin Anregungen fürs Journaling gibst
- Expertin für Beikosteinführung bei Babys bist oder
- Experte für Japanisch-Konversation
All das lässt sich online lehren!
Selbst die Promi-Welt hat mittlerweile entdeckt, dass Online-Kurse eine coole Idee sind.
Über den amerikanischen Anbieter masterclass.com kannst du beispielsweise ein Gesangs-Coaching bei Christina Aguilera abonnieren oder dir von Natalie Portman Schauspielunterricht geben lassen.
Aber auch ohne großen Namen feiern einige Typen großen Erfolg mit ihren Online-Angeboten – wie etwa ein ehemaliger FBI-Agent: Früher hat er Geiselbefreiungen gemanagt, heute gibt er einen Kurs für Verhandlungsführung.Überleg doch mal, was deine Goldader sein könnte!
2. Was gibt es für Formate und was sind die Vor- und Nachteile?
Du kannst dein Wissen auf viele Arten weitergeben: etwa über Masterclasses, Selbstlernkurse oder begleitete Gruppenprogramme.
Vorweg: Für Begriffe wie „Masterclass“ oder „Online-Kurs“ gibt es keine allgemeingültige Definition. Ich verwende diese Begriffe in diesem Blogpost so, wie ich sie in meinem eigenen Business nutze.
Zunächst drei Formate, über die ich in Gruppen mit Teilnehmern arbeite oder in der Vergangenheit gearbeitet habe.
2.1. Masterclass (auch: “bezahltes Webinar”)
Die Masterclass ist für mich das Einsteigerformat: Du hältst etwa 1,5 bis 2 Stunden eine Präsentation vor Zuschauern zu einem klar umrissenen Thema (ich nutze dafür Zoom), danach gibt‘s eine Fragerunde. Das Masterclass-Format ist ideal, um konkrete Dinge zu vermitteln, wie z.B.
- Wie schreibe ich einen Text für meine Startseite?
- Wie schreibe ich E-Mails, die beim Gegenüber wirklich ankommen?
Eine Masterclass eignet sich nicht, um ein Thema in aller Breite und Tiefe zu präsentieren.
Aber Du kannst die Masterclass wunderbar als Testballon nutzen.
Inwiefern?
Zum einen für deine Kundinnen: Sie bekommen ein Gespür für dich und deine Art und buchen danach vielleicht ein umfangreicheres Produkt.
Aber auch für dich: Durch die Fragen der Teilnehmer erfährst du, was deinen Kunden unter den Nägeln brennt. Die Masterclass ist also eine Art bezahlte Marktforschung für dich.
Im Business-to-Business-Bereich (B2B) kann eine Masterclass je nach Thema etwa 50 bis 100 Euro kosten. Wendest du dich an Privatleute, starten die Tarife eher bei 25 Euro.
Bei der Preis-Kalkulation solltest du bedenken, dass bei jedem digitalen Produkt natürlich auch Kosten für dich entstehen. In diesem Blogpost erkläre ich dir, wieviel Software, Technik und Tools für Online-Kurse ungefähr kosten.
2.2 Workshop
Hältst du einen Workshop an, so leitest du einen halben oder einen ganzen Tag eine Gruppe an – auch das geht wunderbar via Zoom. Ich wechsele dabei Einheiten von Lehren und Umsetzen ab: die Teilnehmer bekommen Input und müssen dann eine Aufgabe erledigen, um das Gelernte anzuwenden.
Also fast so, wie früher in der Schule, nur – hoffentlich! – mit mehr Spaß dabei.
Allerdings kostet die Einteilung deines „Unterrichts“ in sinnvolle Arbeitsschritte ein bisschen mehr Hirnschmalz als die Masterclass, die ja vor allem aus einer Präsentation besteht.
Denn es geht in der Vorbereitung vor allem um eine sinnvolle Verteilung von Wissensvermittlung und do it yourself.
Bei den DIY-Sessions solltest du dir überlegen,
- wann es Sinn macht, dass jeder Teilnehmer allein vor sich hin puzzelt („silent work“)
- wann es ein Angebot zur Gruppenarbeit gibt (hierfür kannst du in Zoom die Breakout-Sessions nutzen) und
- wann am besten die ganze Gruppe zusammenarbeitet (hierfür braucht es gute Moderation).
Ab einer Teilnehmerzahl von zehn, fünfzehn Leuten habe ich sehr gute Erfahrungen mit „Breakout-Sessions“ gemacht. Da lasse ich die Leute in Zweier- oder Dreierteams zusammenarbeiten – und anschließend können sie ihre Ergebnisse präsentieren oder mir einfach nur letzte Fragen stellen, die beim Arbeiten aufgekommen sind.
So bewältigt man selbst Workshops mit sehr vielen Teilnehmern. Ich habe schon Workshops mit 100 Teilnehmern geleitet – durch die Aufteilung in kleine Gruppen geht niemand unter!
Auch ein Workshop braucht einen klaren Fokus. Die Teilnehmer sollten am Ende ein Ziel erreicht haben.
In meinem Business könnte das zum Beispiel die Blogpost-Planung für die nächsten drei Monate sein.
So gehe ich dabei vor:
- Ich zeige, was gute Blogpost-Themen ausmacht
- Dann erstellen die Teilnehmer in Breakouts-Sessions eine Mind Map mit möglichen Themen-Ideen für ihr Business und helfen einander
- Anschließend bekommen sie von mir nochmal Input, wie man gute Überschriften für Blogpost formuliert
- Das setzen sie in Stillarbeit um
- Auf ausgewählte Überschriften gebe ich Feedback, so dass noch besser verinnerlicht wird, was eine gute Überschrift ausmacht
Würde ich so einen eintägigen Workshop anbieten, so könnte ich zwischen 120 und 150 Euro pro Person verlangen.
Aber hey, zum Glück habe ich schon längst einen Blogpost übder dieses Thema geschrieben 😉 Hier kannst du ihn lesen: „Wie findest du gute Themen für deinen Blog?“ .
2.3 Sprint oder Bootcamp
Beim Sprint geht’s ans Eingemachte: Die Teilnehmer erarbeiten in einem vorher festgelegten Zeitraum, z.B. einer Woche oder einem Monat, ein bestimmtes Ergebnis.
Sie starten bei Null – und enden bei Hundert.
Auch hier kommt es auf den Mix an: In jeder Woche wechseln sich Präsentationen ab mit Einzel- und Teamarbeit, dazu gibt es noch „Hausaufgaben“ zwischen den einzelnen Sessions. Und natürlich Feedback auf das, was die Teilnehmer erarbeitet haben.
Die Dauer eines „Sprints“ richtet sich danach, was das Resultat sein soll.
Ich biete zum Beispiel einen 4-Wochen-Sprint zum Thema „Das perfekte Freebie“ an. Nach einer Einführung legen die Teilnehmer fest:
- Was könnte für mich und mein Business das geeignete Freebie sein?
- Welches Lockangebot, welcher Mehrwert bringt potentielle Kunden dazu, mir ihre E-Mail-Adresse zu überlassen?
In den Folgewochen erarbeiten sie mit diversen kleinen Übungen Text und Design für ihr Freebie, reichen es ein und bekommen Feedback darauf – so dass sie am Ende des Sprints wirklich „Das perfekte Freebie“ auf ihrer Seite haben.
(Du stehst noch ganz am Anfang und weißt nicht genau, ob und warum du ein Freebie auf deiner Seite haben solltest? Dann lies mal diesen Blogpost.)
Sprints bzw. Bootcamps sind übrigens deutlich zeitintensiver als die anderen Formate. Die Arbeitszeit ist oft schwer vorauszuplanen. Sie hängt davon ab, wie fähig und wie fordernd die Teilnehmer sind.
Falls du noch keine Mitarbeiter hast, die dich beim Feedback der Teilnehmer unterstützen, ist eine sinnvolle Gruppengröße für einen Sprint bei bis zu fünfzehn Teilnehmern.
2.4 Online-Kurs
Der Klassiker: Mit Hilfe von Videos und/oder Arbeitsblättern lernen die Teilnehmer Schritt für Schritt und in aller Gründlichkeit ein Thema kennen. Es gibt unbegleitete (Selbstlern-) und begleitete Kurse. Die können bis zu sechs Monaten dauern, manchmal sogar ein ganzes Jahr.
Gut geeignet für einen Online-Kurs sind alle Themen, die sich in Teilschritte und Einzelaspekte gliedern lassen.
Was heißt das konkret?
Nehmen wir an, du bist Fotografin und willst einen Online-Kurs zum Thema Selfies und Porträts geben. Ich hätte da sofort ein paar Ideen für sinnvolle Schwerpunkte, etwa:
- Das richtige Licht
- Der beste Standpunkt vor der Kamera
- Der ideale Hintergrund
- Arten des Posings
- Welche Wirkung haben welche Klamotten?
- Wie sage ich meinem Partner, wie er mich am besten aufnimmt?
Achte beim Planen der Inhalte aber darauf, dass du nicht zu akademisch wirst und dich nicht in der Theorie verzettelst. Um im Beispiel zu bleiben: Fang nicht mit einem langatmigen Vortrag über den „Goldenen Schnitt“ an, wenn du über Fotokomposition sprichst. Bleib ganz praktisch – etwa, indem du die Teilnehmer 5 Bilder machen lässt, die den „goldenen Schnitt“ haben sollen. Und darauf gibst du dann Feedback.
Einen Online-Kurs vorzubereiten, bedeutet großen Aufwand. Denn in der Regel müssen dafür Videos aufgenommen werden, und auch Arbeitsblätter und Übungen machen Sinn. Das solltest du nicht unterschätzen!
Bevor du dich auf ein Thema festlegst und dir diese Mühe machst, solltest du deshalb sicher sein, dass dieses Thema auch wirklich bei deinen potenziellen Kunden andockt. (Weshalb ich empfehlen würde, mit einem kleineren Produkt zu starten, das wie ein “Testballon” funktioniert)
Der Vorteil eines Online-Kurses: Du kannst auch viele Teilnehmer begleiten, ohne viel mehr Aufwand zu haben. Damit wird dein Angebot skalierbar.
Das waren gängige Gruppen-Formate, mit denen ich schon gearbeitet habe. Jetzt noch in aller Kürze drei mögliche Formate, um 1:1 online mit Kunden zu arbeiten:
2.5 Online-Coaching, VIP-Tag, Done-for-you
Beim Coaching geht es in die Tiefe, meist über mehrere Sessions. Du arbeitest dich in 1:1-Situationen mit einem Teilnehmer an großen Fragen ab, die dein Gegenüber beschäftigen. Im Karrierecoaching könnten das zum Beispiel Fragen wie diese sein:
- Wofür brenne ich eigentlich?
- Was sind meine Alternativen?
- Welche nächsten Schritte fühlen sich für mich richtig an?
Ich habe Coaching-Sessions anfangs in meinem Business vor allem deshalb angeboten, weil ich herausfinden wollte: Welche Fragen bewegen meine Kunden wirklich? Auch dafür eignen die sich nämlich hervorragend.
Coachings beginnen meist bei 80 Euro pro Stunde. Gängiger sind Preise um die 120 Euro.
Manche Menschen möchten aber gar nicht wochenlang an einem Problem arbeiten – sondern lieber fokussiert. Dafür eignet sich ein VIP-Tag.
Für den VIP-Tag würde ich empfehlen, nicht den ganzen Tag in Zoom zu verbringen, sondern zum Beispiel morgens, mittags und abends Sessions abzuhalten – und dazwischen den Kunden oder die Kundin an etwas arbeiten zu lassen.
Möchte dein Kunde gar nicht beraten werden, sondern vor allem etwas erledigt haben, kannst du auch über „Done for you“-Angebote nachdenken. Typische done for you-Produkte sind etwa
- “Ich baue deine Webseite”
- “Ich schreibe deine Bewerbung”
- “Ich erstelle dir einen Ernährungsplan”
Dafür braucht es in der Regel ein, zwei Calls – und dann machst du dich an die Arbeit.
3. Muss es immer der ganz große Kurs sein? Zwei Alternativen für Einsteiger
Du traust dir einen Online-Kurs noch nicht zu, und auch die anderen Varianten sind noch nichts für dich? Kein Problem – es gibt Alternativen!
3.1 Tiny product
Ein tiny product – also: ein Mini-Produkt – ist eine super Möglichkeit, um ein erstes digitales Angebot zu verkaufen.
Das alles kann ein tiny product sein:
- eine Vorlage
- ein E-Book zu einem Thema, das deine Zielgruppe besonders umtreibt
- Ein Excel-Tabelle, mit der etwas automatisch ausgerechnet werden kann (+Anleitung)
- eine kleine Video-Serie
Wichtig ist, dass das Thema so wichtig für die Menschen ist, dass sie auch wirklich Geld dafür ausgeben.
Ich zum Beispiel bin mit einem 30 Seiten starken E-Book gestartet, in dem ich aus der Sicht einer Journalistin erklärt habe, wie Unternehmer mich auf sie aufmerksam machen können. Dieses E-Book habe ich für 37 Euro angeboten.
Als ich dann merkte: “Mensch, es gibt wirklich Leute, die geben für sowas Geld aus!” – da wusste ich, dass ich mit dieser Business-Idee weitergehen konnte.
Und wie du siehst, ist aus dieser kleinen Idee mittlerweile eine Firma mit mehreren Angestellten geworden! (In diesem Blogpost kannst du mehr darüber lesen, wo mein Business mittlerweile steht: zum Business-Jahresrückblick 2022)
3.2 Mini-Feedback
Du brauchst Cash – willst aber kein umfassendes, großes Angebot auf die Beine stellen?
Dann überlege dir, ob es auf deinem Themengebiet irgendetwas gibt, auf das Kunden gern Feedback hätten (“Kannst du da mal drüber schauen?”).
Zum Beispiel:
- ein Lebenslauf
- ein Text
- ein Strategie-Plan
- eine Startseite
- eine Event-Planung
Dabei kannst du ruhig auch mal um die Ecke denken!
Ich habe zum Beispiel vor einiger Zeit angeboten: „Zeig mir deine Website, und ich sage dir, ob du Presse-Potenzial hast!“
Dieses individuelle Feedback habe ich über das Tool Loom auf Video aufgenommen (mit Loom kann man den Bildschirm abfilmen) – und dann den Link an meine Kunden verschickt.
Solche Mini-Feedbacks kann man kostengünstig anbieten – und Menschen schlagen eher zu als bei einem großen Online-Kurs.
Wir haben natürlich auch jede Menge digitale Angebote.
Hier kommst du zu unseren Online-Kursen: