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“Alles ändert sich, wenn du die Kundenbrille aufsetzt”

Die Fotografin Lene Wichmann verlagerte ihr Business von Hochzeitsreportagen auf Selbstliebe-Shootings für Frauen und intime Paarshootings. Trotzdem lief es anfangs nicht nach Plan – bis sie begann, aus Sicht der Kunden zu denken.

Lene, wenn man deine Webseite aufruft, wird sofort klar, was deine Nische ist:“Einfühlsame Fotoshootings für Frauen und Paare”, da weiß jeder, was gemeint ist. Wie hast du diesen Schwerpunkt für dich entdeckt?

Das war ein ganz schön weiter Weg. Ich habe ja nach meiner Ausbildung zur Fotodesignerin und visuellen Gestalterin erst im Marketing gearbeitet, später vor allem Hochzeiten fotografiert. Das lief auch recht gut – also so gut, dass ich davon leben konnte. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Ich möchte mich nicht rund um die Uhr mit Hochzeiten beschäftigen. Das ist mir zu einseitig. Denn mich haben privat ganz andere Themen interessiert, z.B. Körperarbeit und Selbsterfahrung.

Wann hast du zum ersten Mal konkret über eine Neuausrichtung nachgedacht? 

Das war, als ich bei einem Workshop auf die Idee kam, Ideen aus der Tantra-Philosophie und der Fotografie zu verbinden. Der Gedanke hat mich fasziniert, weil ich als Hochzeitsfotografin oft gemerkt habe, wie schwer es Paaren fällt, vor der Kamera echte Zuneigung zu zeigen. Ich fragte mich, wie man diese Intimität und Verbundenheit herstellen kann. Und ich habe mir überlegt: Kann ich mein Interesse an Achtsamkeits-Themen und an Kommunikation mit meinem Job als Fotografin verbinden? Aber dafür eine Business-Lösung zu finden, war nicht so einfach.

"Ich stand plötzlich vor der existentiellen Entscheidung: Welchen Weg will ich denn jetzt wirklich verfolgen? Mir wurde klar: Ich brauchte eine ganz neue Basis. Eine, die für mich stimmt, aber auch für meine Kunden funktioniert."

Lene Wichmann
Fotografin

Foto: Philine Bach

Wieso denn? 

Ich habe nach diesem Workshop mit ersten intimen Paarshootings angefangen. Auf der anderen Seite bekam ich plötzlich auch Anfragen von Frauen, die sich allein fotografieren lassen wollten. Erst dachte ich: Nee, das ist gar nicht mein Ding. Mich interessiert ja viel mehr, was zwischen zwei Menschen vor der Kamera passiert. Aber dann hatte ich 2020 durch den Beginn der Pandemie mehr Zeit und wollte etwas Neues ausprobieren. Erst später habe ich gemerkt, welche Möglichkeiten darin stecken. Ich bin nicht so strategisch herangegangen, aber es stimmt eben trotzdem: Wenn ich auch Frauen alleine fotografiere, kann ich natürlich den Kreis meiner potentiellen Kunden vergrößern.

Und dann hast du dein Business umgebaut?

Ja, auch weil wegen Corona mein wichtigstes Standbein auf Eis lag, die Hochzeitsfotografie. Ich stand plötzlich vor der existentiellen Entscheidung: Welchen Weg will ich denn jetzt wirklich verfolgen? Mir wurde klar: Ich brauchte eine ganz neue Basis. Eine, die für mich stimmt, aber auch für meine Kunden funktioniert. Also habe ich Unterstützung für mein Marketing, meine Nischendefinition, meinen Auftritt gesucht – und mich für das Populär!-Programm angemeldet. Und erstmal einen Riesenschreck bekommen.

Warum, war’s etwa nicht gut?

Doch, das ist es ja: Ich habe endlich verstanden, warum ich keine Anfragen für die intimen Paarshootings hatte. Denn ich wurde zwar in Google gefunden, aber überhaupt nicht so, wie ich es wollte: Ich wurde immer dann gefunden, wenn jemand “Fotos beim Sex” oder “Sex Fotoshooting” eingab. Menschen, die so etwas suchen, haben völlig andere Beweggründe als die Kunden, die ich möchte. Aber durch die automatische Verschlagwortung von Google steckte ich in der falschen Schublade.

Oje, das hat sicher viele potentielle Kunden abgeschreckt.

Ja, das denke ich auch. Vor allem jene, die sich eigentlich für meine künstlerische Fotografie begeistern könnten. Und was fast genauso schlimm war: die Leute, die mich und mein Angebot gefunden haben, stellten sich etwas ganz anderes darunter vor.

Foto: Philine Bach

"Wenn man die Kundenbrille aufsetzt, macht das vieles leichter und schärft den Fokus. Und ich habe angefangen, auf die Keywords hin zu bloggen, über die ich gefunden werden möchte."

Lene Wichmann
Fotografin

Und was hast du dagegen gemacht? 

Ich hatte das Riesenglück, dass mein Populär!-Durchgang überwiegend aus Frauen bestand. So hatte ich die ideale Zielgruppe für meine Marktforschung praktisch jeden Tag zur Hand. Und ich habe die Teilnehmerinnen immer wieder um Feedback gebeten und mit Fragen gelöchert. 

Hat dir das Programm denn auch bei deinem Problem geholfen?

Auf jeden Fall. Besonders hilfreich fand ich die Übung ‘Warum ich dein Produkt nicht kaufen würde’. Das ist eher ein Spiel, bei dem dir die anderen Teilnehmer sagen müssen, warum sie dein Produkt nicht kaufen würden. Das hat mir ganz viel über die Hürden und Hemmungen potentieller Kundinnen offenbart. Denn viele haben mir gesagt, sie würden sich nicht vor die Kamera trauen. Und es wurden auch viele Zweifel und Fragen laut: Bin ich zu alt, zu wenig schön, muss ich dafür sexy Dessous tragen? Vor allem habe ich erfahren, welche Informationen vor einem Shooting für sie wichtig wären. Zum Beispiel die Möglichkeit, sich unverbindlich kennenzulernen. Das alles hat mir geholfen, die richtigen Worte für meine Webseite zu finden und noch mehr durch die Kundenbrille zu sehen: Was brauchen Frauen, aber auch Paare, bevor sie sich für ein Shooting entscheiden? Bei welchen Fragen und Gefühlen muss ich sie abholen?

Was hast du daraufhin geändert?

Kurz gesagt: Meine ganze Webseite. Ich hatte viel zu viel Text auf der Seite, es war zu langatmig. Aber auch die Farbwelt hat nicht gestimmt: Sie war in einem Rot-Ton gehalten, den viele als zu aggressiv empfunden haben. Jetzt ist die Seite in beige gehalten und die Texte sind viel mehr auf die Bedürfnisse und Gefühle der Kunden hin geschrieben.

Fiel dir das schwer?

Nein, gar nicht so sehr. Wenn man die Kundenbrille aufsetzt, macht das vieles leichter und schärft den Fokus. Und ich habe angefangen, auf die Keywords hin zu bloggen, über die ich gefunden werden möchte. Mein erster Text mit den Keywords “Fotoshooting Frau” ist bis heute der erfolgreichste. Er hat knapp 1300 Zugriffe und handelt davon, wie man sich vor der Kamera entspannt, sich authentisch fühlt. 

"Gute Blogtexte wirken nachhaltig. Außerdem habe ich ein Freebie auf meiner Website und ich versende einen monatlichen Newsletter. Dass diese Kombi gut funktioniert, habe ich gemerkt, als ich Anfang 2023 in einem TV-Beitrag für den NDR zu sehen war.

Lene Wichmann
Fotografin

Foto: Helene Marti

Dein Blog ist heute dein wichtigster Werbeträger?

Ja, denn gute Blogtexte wirken nach meiner Erfahrung wirklich nachhaltig. Außerdem habe ich ein Freebie auf meiner Website, ein eBook zum Thema “8 Rituale für deine Auszeit zu Hause”, und ich versende einen monatlichen Newsletter. Dass diese Kombi gut funktioniert, habe ich gemerkt, als ich Anfang 2023 in einem TV-Beitrag für den NDR zu sehen war.

TV-Beitrag über Fotografin Lene Wichmann auf der Facebook-Seite des NDR ansehen

Wow, Glückwunsch! War das ein Ergebnis gezielter Pressearbeit?

Nein, das war eher Zufall, ein Kontakt über Freunde. Aber durch den Bekanntheitsschub des TV-Beitrags kamen viele Leute auf meine Seite und haben sich das Freebie heruntergeladen. So hat sich die Anzahl meiner Newsletter-Abonnenten in kurzer Zeit um 100 auf insgesamt 400 erhöht. Das ist nicht rasend viel, aber es sind genau die Kunden, die ich haben will. Über den Newsletter habe ich dann neue, zahlende Kundinnen gewonnen, sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. 

Lene Wichmann
Fotografin Lene Wichmann bietet Wohlfühl–Shootings für Frauen und Paare an, sowohl in Bern als auch auf Kundenreisen in Deutschland

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.