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Die 7 schlimmsten Stolperfallen in der Pressearbeit– #022

Bei nahezu jedem, der auf eigene Faust versucht, in die Presse zu kommen, beobachte ich 7 Fehler. Das Ergebnis? Journalisten ghosten dich, antworten nicht auf E-Mails und vor allem: Über dich wird nicht berichtet.

Dabei ist es so einfach, diese Fehler zu umgehen! Wie du dich von Anfang an als Presse-Liebling positionierst, erkläre ich dir heute.

Was du in diesem Podcast lernen wirst:

  • Welche 7 Stolperfallen dich bei der Pressearbeit erwarten – und wie du sie umgehst
  • Wieso das Gießkannenprinzip bei der Pressearbeit nicht funktioniert
  • Weshalb „super intelligent rüberkommen wollen“ gegenüber Journalisten schädlich sein kann

Inhaltsverzeichnis der Episode:

  • 00:52 – Du hast nicht genug Journalisten kontaktiert
  • 2:43 – Du hast die falschen Journalisten kontaktiert
  • 3:57 – Du hast dein Produkt in den Himmel gelobt
  • 5:12 – Du hast einen viel zu langen Text verschickt
  • 6:00 – Du hast einen Presseverteiler genutzt
  • 7:22 – Du hast komplizierte Vokabeln benutzt
  • 8:09 – Du hast es zum falschen Zeitpunkt versucht

Transkript:

Wolltest du es in diesem Jahr unbedingt  in die Presse schaffen und dann hat sich   niemand zurückgemeldet auf deine E-mails? Und dann denkst du jetzt bestimmt: Okay, mein Thema ist   nicht interessant genug, irgendwie ist das  doof was ich zu sagen habe, oder vielleicht auch: „Die Journalisten sind alle doof!“ – Stopp!

Fehler #1: Du hast nicht genug Journalisten kontaktiert

Stell dir vor du hast ein online Reisebüro und du bietest eine Luxusreise an. Du weißt es wird ein bisschen dauern Kunden zu finden, denn so eine Luxusreise ist nicht für  jedermann.

Du machst 10 potenziellen Kunden ein   Angebot und keiner von ihnen kauft. Was machst  du jetzt? Gibst du entgeistert auf und sagst: Mein   Produkt ist doof, die Leute sind doof, ich lasse  das lieber? Nein! Denn du willst ja dein online   Unternehmen wirklich voranbringen, du willst  eine echte online Unternehmerin werden und ein   Reisebüro betreiben, das auch funktioniert.

Beim verkaufen haben wir einen langen Atem, weil wir wissen, dass wir nicht von heute auf morgen Kunden  finden werden. Wir wissen, dass wenn wir zehn Menschen   ein Angebot machen, nicht automatisch einer kaufen  wird, sondern vielleicht erst wenn wir es 20, 30, 40 Menschen unterbreitet haben.

Niemand würde zum Beispiel annehmen, dass wenn ich hundert Menschen   meine Werbung zeige, dass dann zwei von denen auf  jeden Fall kaufen werden. Bei der Pressearbeit   sind die meisten Menschen aber total enttäuscht, wenn sie nach drei E-mails nicht drei Zusagen haben.

Vielleicht hast du nach drei E-mails sogar null Rückmeldung, das kann sein! Beim verkaufen bist du es gewohnt, dass nicht jeder darauf anspringt, auf  das was du zu bieten hast. Bei der Pressearbeit bist du schnell frustriert, das geht vielen so!  Deswegen habe ich das als ersten großen Fehler   in diese Liste mit aufgenommen. Du solltest aber  wirklich bei der Pressearbeit dir angewöhnen nicht so schnell aufzugeben.

Du solltest noch mehr Journalisten mit deinen Ideen kontaktieren! Vielleicht versuchst du es mal mit einer anderen Betreffzeile, vielleicht war dein Anschreiben noch zu lang, Gib bitte nicht auf! Denn mit 2, 3 E-mails  ist es wirklich nicht getan!

Fehler #2: Du hast den falschen Journalisten kontaktiert

Wenn du einer Redakteurin, die in einer Redaktion für Reportagen zuständig ist, Naturkosmetik-Tipps zuschickst, dann musst du dich nicht wundern, dass   nichts zurückkommt. Es ist elementar wichtig, den  richtigen Journalisten zu kontaktieren.

Also dann auch die Redakteurin herauszufinden, die sich  mit Kosmetikthemen beschäftigt. Jetzt magst du sagen: Ist doch banal! Aber ich höre immer wieder  von meinen Kollegen in den Redaktionen, dass sie   Informationen bekommen, die für sie überhaupt  nicht relevant sind. Ein Wirtschaftsredakteur   wird sich für einen Verein für krebskranke Kinder  einfach nicht interessieren, weil es nicht in sein   Aufgabengebiet fällt.

Recherche ist deshalb das A und O! Wenn du den Fehler gemacht hast 2020 die   falschen Journalisten angeschrieben zu haben,  dann ist es kein Wunder wenn du keine oder zu wenig Rückmeldung bekommen hast. Investiere  also bitte im nächsten Jahr etwas mehr Zeit   in die Recherche, guck dir die Redaktion wirklich an, ruf vielleicht mal kurz in der Redaktion an   und frag: „Wer beschäftigt sich denn bei Ihnen  mit Kosmetikthemen?“ und dann wirst du auch die richtige Person herausfinden die du dann kontaktieren kannst.

Fehler #3: Du hast dein Produkt in den Himmel gelobt

Vielleicht kennst du ja vom  Weihnachtsmarkt diese „Raspelverkäufer“, diese   Menschen, die so Haushaltsmaschinen verkaufen, die  alles mögliche können. Die können Karotten raspeln   und Gurken raspeln und ich weiß nicht was alles, ja!  Die preisen ihr Produkt natürlich total an! Die   stehen da und loben es in den höchsten Tönen.

Das Problem ist, dass das bei der Pressearbeit nicht gut ankommt, aber genau das machen ganz viele! Sie schreiben wie toll ihr Produkt ist, was für   eine Weltrevolution, was für eine Neuheit, ist  so noch nie dagewesen… Journalisten wollen aber nicht über die Raspelmaschine, die Haushaltsmaschine  schreiben, sondern über den Raspler. Wer ist der   Mensch der diese Raspelmaschine verkauft? Wer ist der Mensch der hinter dem Produkt steht? Das   interessiert viel viel mehr! Deshalb, und das weißt du wenn du schon eine Weile diesem Kanal folgst,  interessieren sich Journalisten eher für Stories, für Expertenwissen und für Meinungen, Haltungen. 

Denn sie wollen nicht über Produkte schreiben, sondern mit Menschen zu tun haben.

Fehler #4: Du hast einen viel zu langen Text verschickt

Journalisten bekommen jeden Tag an die 100 bis 150 E-Mails. Glaub mir, auch du würdest die irgendwann  nicht mehr lesen, geschweige denn alle beantworten.   Deshalb schick bitte keine langen E-mails an  Redakteure, keine ellenlangen Texte.

Das werden die nicht lesen! Die scannen nur ihren Posteingang, wenn sie was interessiert klicken sie, dann lesen   sie noch den ersten Satz, wenn der erste Satz  irgendwie spannend klingt, lesen sie vielleicht weiter. Aber ein ganz geringer Prozentsatz der E-mails wird wirklich bis zum Schluss gelesen, von den meisten Journalisten die ich kenne.

Also bitte halte dich kurz wenn du einen Redakteur kontaktierst.

Fehler #5: Du nutzt einen Presseverteiler

Natürlich ist es ein verführerischer Gedanke sich Kontakte einfach zu kaufen. Total   einfach! Zack, du legt Geld hin und bekommst die Adressen in deinen Rechner.

Wunderbar! Das Problem ist, dass du immer wieder andere Kontakte brauchen wirst. Nehmen wir mal an, du möchtest in ein Magazin rein. Du bist Familientherapeutin. Wenn du dich  über die Familienpolitik der Regierung aufregen möchtest und dazu ein Interviewangebot machst, dann wird es einen Politikredakteur in diesem   Magazin interessieren.

Wenn du aber Tipps dafür gibst, wie man Familienstress reduziert, oder wie das mit den Hausaufgaben besser funktioniert, dann wird es einen ganz anderen Redakteur in   dieser Redaktion interessieren. Das heißt, bei  jeder Themenidee die du entwickelst, wirst du   dich an einen anderen Redakteur wenden müssen und ein Verteiler wo 50 Wirtschaftsjournalisten Deutschlands drin sind, funktionieren dann einfach  nicht, weil du dich vielleicht gar nicht an den Wirtschaftsjournalisten wenden musst. Denn dein  Thema wurde nicht zu ihm passen.

Und das ist wirklich das ganz ganz wichtige was du begreifen  musst, dass dein Themenangebot zu diesem einen Journalisten passen muss. Deshalb verzichte bitte auf Verteiler und investiere lieber etwas Zeit in gute Kontaktrecherche.

Fehler #6: Du hast komplizierte Vokabeln benutzt

Merk dir bitte: Wenn du mit Journalisten Kontakt hast, dann ist verständliche Sprache Pflicht! Sie suchen nach Menschen die Komplexe Dinge verständlich erklären können.

Und wenn du nicht so auftrittst, wenn du als jemand auftrittst der ganz geschwollen  daher redet, oder der sich ganz viel Mühe mit einem komplizierten Text gegeben hat, weil du denkst, na ja das ist schließlich ein Redakteur der ZEIT, die sind ja immer so schlau, so kluge Leute, dann  ist das genau falsch! Denn ein Journalist der wenig Zeit hat, wird sich nicht eine halbe Stunde  nehmen um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.  

Bitte verzichte deshalb auf komplizierte Vokabeln wenn du Redakteure kontaktierst!  

Fehler #7: Du hast es zum falschen Zeitpunkt probiert

Vielleicht war ein Gesprächsangebot an den Journalisten gar nicht schlecht, aber der Zeitpunkt passt einfach  nicht. Es gibt genug Themen die finden Journalisten so „ganz nett“, „ganz interessant“, aber irgendwie löst es noch nichts in ihnen aus.

Aber dann kommt dieser eine Tag im Jahr, zum Beispiel der Welt-Diabetes-Tag, und  plötzlich ist ein Gespräch mit einem Diabetes-Kranken total interessant. Solche Aufhänger gibt  es das ganze Jahr über wieder. Jedes Jahr zu Weihnachten brauchen die Journalisten Geschichten fürs Herz. Jedes Jahr zum Schulanfang müssen Lokalredakteure Themen finden, die irgendwie  mit Schule zu tun haben und in dem Moment kommst du vielleicht mit einem Themenangebot um die  Eckem das gerade jetzt genau passt! Eine große   Kunst bei der Pressearbeit ist, genau solche Zeitpunkte zu finden. Wenn du es also 2020 zum falschen  

Zeitpunkt versucht hast, dann ist es kein Wunder  wenn du keine Rückmeldung bekommen hast.

Du bist mehr der visuelle Typ?
Diese Episode gibts auch als Video:

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.