Zum Inhalt springen

Was tun in einer Unternehmenskrise? Meine Learnings aus 7 Jahren

Zunächst mal: Eine Unternehmenskrise ist normal. Es gehört zum Unternehmertum dazu – genauso wie Konflikte, Niederlagen, Enttäuschungen. Genauso wie Erfolge, wie der Stolz und wie die Feiern mit den Mitarbeitern.

Seit ich mein Business vor 7 Jahren gegründet habe, bin ich der ein oder anderen Unternehmenskrise begegnet.

Manche davon waren kleine Momente, in denen es einfach nicht so lief, wie ich es geplant hatte. Andere Unternehmenskrisen kamen von außen und waren unkontrollierbar – und vor allem: größer. Zum Beispiel

  • 🦠 Die Corona-Krise: Von einem Tag auf den anderen wurden alle Events abgesagt – und es entstand Unsicherheit, wie sich das auf die Kauf-Willigkeit der Menschen auswirken würde.
  • 🧨 Die Kosten-Krise: Vor einigen Jahren hatte ich aufgrund der Vergrößerung meines Teams und anderer Investitionen hohe Kosten und dadurch trotz guter Umsätze wenig Gewinn
  • 💰 Die Inflations-Krise: Seit Sommer 2022 sprechen alle ständig von Energiepreisen und Inflation. Und ich frage mich: Wie wirkt sich das wohl auf die Verkäufe 2023 und 2024 aus?
  • 👻 Die “Niemand-bucht”-Krise: kennt vermutlich jeder, der eine Dienstleistung verkauft – hilfe, die Verkäufe laufen nicht, wie sie sollen!

Wie bin ich mit diesen Krisen umgegangen? Was hat mich in diesen Momenten geleitet?

Hier kommen meine Top 5 Empfehlungen, die du auch für dein Business nutzen kannst:

1: Zeig Leadership

Es kann sich ganz schön einsam anfühlen, wenn du merkst: Da bricht gerade was herein – und jetzt wollen alle um dich herum von dir hören, wie es weitergeht. 

All eyes on you!

Als die Corona-Pandemie mit Wucht in unsere Welt trat, war das so ein Moment. 

Ich musste damals sehr schnell entscheiden:

  • dass wir lange geplante Events absagen müssen
  • dass wir einen geplanten Launch nicht durchführen können (mit zwei Kindern im Home Office war klar: Das wäre utopisch gewesen)
  • dass wir stattdessen ein anderes Produkt anbieten werden (siehe mehr dazu unter Punkt 4)

In so einer Situation war klares, schnelles Handeln notwendig – sowohl gegenüber Kunden als auch gegenüber meinem Team. Rumeiern hätte niemandem geholfen.

Was ich gelernt habe: Sei ein Leader und geh voran – denn gerade in Krisenzeiten suchen Menschen Orientierung. Sie wissen dann dein klares Handeln zu schätzen!

2: Schmeiß Pläne um (and don’t look back)

Vor ein paar Jahren habe ich mal einen “Live Mastermind-Tag” angeboten – und nur einen Platz verkauft. Autsch! Das tat weh.

Es war meine erste “Niemand-bucht”-Unternehmenskrise. Und weil ich bislang immer verwöhnt gewesen war von richtig guten Verkäufen, fühlte sich das echt wie eine Niederlage an.

Aber es bringt ja nix, sich in so einer Situation in Selbstmitleid zu suhlen. Deshalb dachte ich nach der ersten Enttäuschung: “Krone richten – und was anderes machen.” 

Ich sagte den Mastermind-Tag ab und bot der einen Kundin einen halben VIP-Tag als Ersatz an – den sie mit Freuden annahm. 

Später launchte ich dann erfolgreich eine Mastermind – und da waren Live-Mastermind-Treffen inklusive. Dieses Konzept funktionierte deutlich besser. 

Was ich daraus gelernt habe: Pläne umschmeißen ist kein “Versagen”. Es ist ein Anpassen. Und schnelles Anpassen zahlt sich in der Regel aus. 

Deshalb: Schau nach einer Niederlage nicht zu lang zurück, sondern vor allem nach vorn. Versuch es mit Plan B!

Auch eine Anpassung kann natürlich schiefgehen. Aber dann hast du halt wieder was gelernt!

3: Mach dein Angebot passend für dich

In der Corona-Pandemie sagte ich einen lang geplanten Launch für unser großes, 6-monatiges Programm “Populär!” ab. Diese Entscheidung fällte ich innerhalb weniger Stunden. 

Was aber stattdessen anbieten? Wie sollte ich Einkommen generieren, in einer Situation, in der keiner wusste, wie lange sie andauern würde?

In solchen Ausnahmesituationen arbeitet mein Gehirn nonstop auf Hochtouren. Und oft kommen mir die entscheidenden Ideen beim Zähneputzen oder abends beim Einschlafen. 

Diesmal war es: Ein Angebot, wie man schnell und möglichst unkompliziert ein Online-Produkt aufsetzen und verkaufen kann.

Schließlich war es genau das, was jetzt alle Welt haben wollte!

Der Plan für dieses Angebot musste sich natürlich an meiner neuen Realität ausrichten: Mit zwei kleinen Kindern im Home Office waren meine Arbeitsstunden sehr begrenzt. 

Es mussten also folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Ich wollte selbst möglichst wenig involviert sein
  • Die Betreuung von Kunden musste abends möglich sein 
  • Es musste schnell gehen – denn erstens brauchte ich Umsatz und zweitens würden andere sehr bald auf ähnliche Ideen kommen. Da war ich mir sicher.

Innerhalb von drei Wochen stellten wir im Team ein minimal aufwendiges und maximal nützliches Paket auf die Beine. 

Es bestand aus 3 E-Books, die ich innerhalb weniger Tage runterschrieb und die mein Team ruckzuck in Form brachte. Wer wollte, konnte sich persönlichen Support dazu buchen. Dieser beinhaltete Kommentare und Überarbeitungen von mir, plus einige Calls am Abend. 

Das Kommentieren und Überarbeiten konnte ich machen, wann es mir in den Kram passte – perfekt für meinen neuen Alltag! 

Den Preis setzte ich sehr niedrig an, als Reaktion auf die ungewöhnliche Situation. Ich wollte möglichst vielen Menschen damit helfen.

Innerhalb von vier Tagen machten wir so einen Umsatz von 20.000 Euro – ohne, dass ich sehr viel arbeiten musste. (Voraussetzung dafür war natürlich, dass ich bereits eine recht große E-Mail-Liste hatte.)

Ich hatte also nicht nur sehr schnell reagiert – sondern auch ein Angebot entwickelt, das sowohl zur Situation als auch zu meinen Umständen passte.

4: Mach dein Angebot passend für den Kunden

Als im vergangenen Sommer überall von Inflation, steigenden Energiepreisen und Unsicherheit die Rede war, machte ich mir natürlich Gedanken: Wie würde sich das auf unsere Verkäufe auswirken? Würden Menschen zurückhaltender buchen?

Das Einzige, was ich in dieser Situation tun konnte: mir kluge Fragen stellen.

  • Was würde mein Angebot zu einem “Genau das brauche ich JETZT”-Angebot machen?
  • Wie musste ich meine Argumentation beim Verkaufen verändern?
  • Was könnte ich hinzufügen, das zum Gefühl der Unsicherheit passte?

Ich entschied mit vom einen Tag auf den anderen, meinem “Populär!”-Programm ein neues Bonus-Paket hinzuzufügen: 

➡️ Ein E-Book “Dein krisenfestes Angebot”, gefüllt mit Ideen, was man in der Kommunikation ändern kann, um auf das Gefühl von Krise zu reagieren

➡️ Ein E-Book voller Ideen, wie sich schnell und ziemlich unkompliziert Umsatz generieren lässt

Dieses Bonus-Paket funktionierte prima, und wir fuhren ein sehr gutes Launch-Ergebnis ein. Das schnelle Anpassen hatte sich ausgezahlt!

0€

MEHR BUSINESS-INSIDER GIBTS IM NEWSLETTER.

Und jap, den schreibe ich noch selber.
Mit regelmäßigen Einblicken hinter die Kulissen, über das Entscheidungen treffen im Business und meine Ansichten zu Marketing.

    Ein anderes Mal reagierte ich noch am Ende meines Launches mit Anpassungen, als Folge einer “Niemand bucht”-Unternehmenskrise. 

    Mein Angebot richtete sich eher an Fortgeschrittene – und die Buchungen kamen nur sehr schleppend rein. 

    Aus meinen Unterhaltungen mit Interessenten bekam ich aber das Gefühl: Viele potentielle Kunden sortierten sich selbst aus, weil sie sich als Anfänger sahen – obwohl das Angebot durchaus passend für sie gewesen wäre. 

    Als der Warenkorb schloss, hatten wir gerade mal die Hälfte der erhofften Buchungen erreicht. Und natürlich ging ich an diesem Abend maximal frustriert zu Bett!

    Doch am nächsten Morgen beim Aufwachen hatte ich die zündende Idee:

    Was, wenn ich dem Angebot einen Bonus hinzufügen würde, der sich explizit an Anfänger richtete? Und wie könnte das möglichst schnell und unaufwändig gehen?

    So ging ich an diesem Morgen vor:

    1. Ich beschloss, einen Podcast aufzunehmen – mit Erklärungen für alle, die sich zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigten. Dieser 30-minütige Podcast war mein neuer Bonus für alle, die innerhalb dieses Tages buchten.
    2. Ich öffnete den Warenkorb noch einmal für einen Tag (was ich sonst nie tue!)
    3. Ich schrieb eine “Hast du dich selbst aussortiert?”-E-Mail und schickte sie gleich nach dem Frühstück ab. Darin bot ich an, dass man den gesamten Tag über mit mir chatten konnte, über Instagram oder Facebook Messenger, um die Frage zu klären „Passt das Angebot zu mir?“.

    Das ließ sich alles für mich gut umsetzen – es war ein Samstag, den ich unter anderem am Rande eines Fußballfelds zubrachte, weil mein Jüngster ein Spiel hatte. Über Instagram und Facebook konnte ich Sprachnachrichten verschicken und alle eintrudelnden Fragen gut beantworten.

    Im Verlauf des Tages kamen wir so doch noch auf die angestrebten Verkäufe. Ich hatte also offensichtlich einen guten Hebel gefunden – indem ich das Angebot passend gemacht hatte.

    5: Hör auf dein Bauchgefühl

    Ich empfinde die Anweisung “Hör auf dein Bauchgefühl” als maximal vage.

    Und trotzdem gebe ich sie heute weiter!

    Denn in manchen Situationen merkt man es ja doch ganz deutlich irgendwo in der Bauch-Gegend: Damit fühle ich mich nicht wohl.

    So ging es mir beispielsweise in einer Kosten-Krise. 

    Es war mitten in einem Launch, der schon wieder sehr langsam anlief. Nachts lag ich im Bett und dachte an die Abbuchungen vom Business-Konto, die demnächst rausgehen würden.

    Was, wenn nicht genug Umsatz reinkam, um die hohen Kosten zu decken?

    Bei einem Team mit mehr als 10 Mitarbeiterinnen kann ich mir mehrere “schlechte” Monate hintereinander nicht leisten – und so lief mein Gehirn wieder auf Hochtouren. 

    Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt mehrere Launches in kurzer Zeit hinter mir – und fühlte mich nicht nur sorgenvoll, sondern geradezu ausgebrannt. 

    In meinem Bauch machte sich ein Gefühl breit: “Das kann es echt nicht sein.” 

    Diesen Druck, den wollte ich nicht dauerhaft. 

    In den Folgetagen nahmen die Verkäufe glücklicherweise an Fahrt auf.

    Trotzdem war es ein Moment für Entscheidungen, die meinem Bauchgefühl folgten: 

    • Ich wollte Kosten senken statt weiter ansteigen lassen. Denn noch höhere Kosten hätte auch noch mehr Anstrengung, Wirbeln und Verkaufs-Bohei bedeutet. Deshalb legte ich zwei geplante Neu-Einstellungen erstmal auf Eis. 
    • Ich kümmerte mich um die Optimierung unseres Evergreen-Funnel. Denn wenn monatlich ein gutes Grundeinkommen reinkommt, bin ich weniger abhängig von Launches. 
    • Ich beschloss, mich stärker dem Ausbau meines finanziellen “Polsters” zu widmen. Denn je größer das Polster, desto besser kann ich schlafen. 

    Wenn ich jetzt die vergangenen 7 Jahre Revue passieren lasse, kann ich sagen: Ich bin bisher an jeder Unternehmenskrise gewachsen – klingt kitschig, ist aber so. 

    Wichtig ist am Ende ja nur eins: Ob wir uns an neue Gegebenheiten anpassen können – und was wir aus all dem mitnehmen. 

    Eine Unternehmenskrise ist also nichts, für das wir uns schämen müssten. Sondern eine Gelegenheit, zu lernen. 

    Das hier hat mir immer geholfen: 

    • Die “Und was mache ich jetzt?”-Frage. Sie bringt mich weg vom “Wie doof das alles ist!”-Gedanken – und ich komme ins Handeln. 
    • Die “Was muss passieren, damit…?”-Frage. Auch sie hilft mir, konstruktiv darüber nachzudenken, wie ich eine Situation lösen kann, so dass ich ein bestimmtes Ziel erreiche.
    • Mit ein, zwei Menschen zu sprechen, deren Meinung ich sehr schätze und die mein Business gut kennen. Das sind keine Coaches, sondern Freunde.
    • Dinge aufzuschreiben. Oft kritzele ich einfach mehrere Seiten mit Notizen voll. Manchmal setze ich nichts davon um – aber Optionen auf ein Blatt Papier gebracht zu haben, gibt mir das Gefühl, nicht ausgeliefert zu sein.

    Du willst deine nächsten Unternehmens-Krise nicht alleine meistern müssen?

    Dann komm in meinen Business Circle:

    2 Gedanken zu „Was tun in einer Unternehmenskrise? Meine Learnings aus 7 Jahren“

    1. Das sind ja spannende Einblicke, Marike! Danke für die Offenheit. Ich finde diesen Punkt „was brauchen meine Zielkunden jetzt?“ ja so wichtig. Flexibel sein und die Perspektive wechseln anstatt nur die eigene Sichtweise zu behalten. Ich hatte in der Zeit auch begonnen, Yoga-Live-Stunden per Zoom als Bonus zur Membership anzubieten. Unterm Strich finde ich es wichtig, sich immer wieder Zeit zum Reflektieren zu nehmen: was funktionierte dieses Jahr gut, was haben wir gelernt?
      Ich freue mich auf weitere Einblicke.👍

      1. Hallo Stefanie,
        danke für deine Rückmeldung. Regelmäßig zurückblicken und andauernd analysieren ist definitiv eine sehr empfehlenswerte Strategie!

        Viele Grüße,
        Marike

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    Marike Frick

    Marike Frick

    Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.