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So bekommst du Presse! Teil 3: Wenn du ein Event planst

Du planst ein Event, gibst dir mit allen Details große Mühe – aber die Presse scheint es rein gar nicht zu interessieren. Warum nur? Hier sage ich dir, welche Fehler du vermeiden solltest, wenn du Journalisten zu deiner Veranstaltung einlädtst – und welche vier wichtigen Fragen du dir vorab stellen solltest.

1. Frage:
Welchen Grund kann ich dem Journalisten geben, zu meiner Veranstaltung zu kommen?

Du bist wahrscheinlich aufgeregt und fieberst deiner Veranstaltung seit Wochen entgegen. Leider wirst du Journalisten damit aber nicht anstecken können, wenn du dein Event einfach nur in den höchsten Tönen lobst und anpreist. Sie bekommen nämlich täglich Einladungen – und haben gleichzeitig immer weniger Zeit (in den Redaktionen werden Stellen gekürzt, was das Zeug hält…).

Warum also sollten sie gerade deine Veranstaltung auswählen, um alles stehen- und liegenzulassen?

Dafür musst du ihnen schon einen verdammt guten Grund nennen.

Hier mal eine Auflistung, was KEINE guten Gründe sind:

  • Es wird Geld für einen guten Zweck gesammelt (das passiert auf unzähligen anderen Veranstaltungen auch) 
  • Ein neues Buch wird vorgestellt (täglich wird irgendwo irgendein Buch vorgestellt) 
  • Es wird jemand ausgezeichnet (Schön. Aber leider nix Besonderes) 
  • Etwas wird eröffnet (Ja. Und?) 

Normal kann wirklich jeder: aus einem Buch lesen. Eine Rede halten. Häppchen reichen lassen. Aber wenn du Presse willst, reicht das nicht.

Viel mehr Interesse wirst du wecken, wenn

  • jemand mit einer ungewöhnlichen Geschichte vor Ort sein wird, oder ein prominenter Redner, der später auch interviewt werden kann 
  • das Event in einem stillgelegten Bahnhofsgebäude stattfindet, dessen Zukunft gerade in der Stadt heiß diskutiert wird und das ihr eigens in tagelanger Arbeit geschrubbt und dekoriert habt 
  • zu einer Galerie-Eröffnung eingeladen wird, bei der Sprechen verboten ist, weil es thematisch um „Stille“ geht 
  • ein Gala-Dinner mit Spendensammlung für den Kampf gegen den Klimawandel im Treibhaus stattfindet (im Winter!) 

Du siehst: Du musst hervorstechen. Viel Wichtiger als einzelne Tagesordnungspunkte oder was du nun in deiner Rede sagen wirst, ist Originalität von Anfang an.

Der erste Schritt in der Planung sollte deshalb sein: Wie kann ich etwas schaffen, das neugierig macht?

Was uns zur zweiten grundlegenden Frage bringt, die du dir stellen solltest, wenn du Journalisten für dein Event interessieren willst: 

2. Frage:
Kann ich mein Event noch ungewöhnlicher gestalten?

Hier ein paar Ideen: 

  • Wähle einen Ort aus, an dem garantiert noch niemand das gemacht hat, was du machen willst 
  • Lade Menschen ein, die etwas zu erzählen haben und gib ihnen eine Aufgabe während deines Events 
  • Lade Menschen ein, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben (vor allem dann, wenn sie auf Grund ihrer persönlichen Geschichte einen Bezug zum Thema der Veranstaltung haben) 
  • Stelle Kontraste her: eine Singles-Party am Valentinstag etwa oder einen Triathlon für Menschen im Rollstuhl 
  • Brich die gewohnte Abfolge bisheriger Veranstaltungen auf: Meinetwegen, indem alle Teilnehmer zu Mitspielern in einem Krimi werden (oder was immer dir sonst so Kreatives einfällt, abseits vom Schema Rede – Häppchen – Musik) 

Selbst, wenn dein Event schon nächste Woche stattfindet: Irgendwas wird dir sicher noch einfallen, das du hinzufügen kannst – und das als Hingucker taugt.

Ganz wichtig: Genau diesen Hingucker solltest du gleich zu Beginn deiner Einladung an den Journalisten nennen! Mach nicht den Fehler, einfach nur „herzlich zu Veranstaltung xy“ einzuladen, und dann erst irgendwann in Absatz 3 das Highlight zu verraten.

Der Köder (Ort, bekannte Person, Kontrast, ungewöhnliche Aktion) gehört an den Anfang deiner Email, am Besten in den ersten Satz. Und in die Betreffzeile!

3. Frage:
Gibt es einen perfekten Zeitpunkt für deine Veranstaltung?

Jetzt mal ehrlich: Warum findet dein Event an dem Tag, zu dem Zeitpunkt statt, an dem es stattfindet?

Weil es dir gut in den Kalender passt?

Mök–möööööööhk!

Das war leider die falsche Antwort.

Richtig sollte es heißen: Die Veranstaltung habe ich genau auf diesen Tag gelegt, weil es einen Sinn hat.

Und jetzt höre ich schon die Frage: Aber Marike, was soll das denn jetzt schon wieder heißen – „weil es einen Sinn hat“?

Ich meine damit, dass es Tage oder Zeiten gibt, die wie prädestiniert sind für bestimmte Veranstaltungen. 

  • Den Internationalen Frauentag für die Eröffnung eines Frauen-Buchladens oder eine Protest-Veranstaltung gegen ungleiche Gehälter 
  • Den Tag der Seltenen Krankheiten für einen Spendenlauf für – genau – Menschen mit seltenen Krankheiten 
  • Die Uhrzeit 11:55 Uhr, wenn man aussagen will, dass es „fünf vor zwölf“ ist 

Frage dich also, welches Thema mit deiner Veranstaltung verknüpft ist, und frage dich anschließend, ob es für dieses Thema einen Zeitpunkt gibt, der so richtig gut passt.

Ist es eher ein Winter- oder ein Sommerthema?

Würde es in der Vorweihnachts-Zeit mehr Beachtung finden als, sagen wir, in den Sommerferien?

Findet sich ein Jubiläum oder ein Aktionstag, mit dem man es verknüpfen kann? (Mehr über das Thema findest du in diesem Blogpost)

Warum das so wichtig ist? Weil Lokaljournalisten in der Vorweihnachtszeit einfach empfänglicher sind für besinnliche Themen. Weil sie für den Internationalen Frauentag wahrscheinlich begeistert sind über eine Story, die mal nicht mit Blumen-Überreichen zu tun hat. Weil sie jedes Jahr zu den gleichen Stichtagen irgendetwas aus dem Hut zaubern müssen, das thematisch passt.

Und weil du so das schaffst, was ich gelungene PR nenne: Genau dann dem Journalisten etwas zu präsentieren, wenn er es besonders gut gebrauchen kann.


4. Frage:
Kann ich einen aktuellen Aufhänger finden?

Abgesehen von Stichtagen kann man auch andere aktuelle Aufhänger für eine Veranstaltung nutzen: Das Erscheinen einer Studie etwa, oder eine gesellschaftliche Debatte. 

  • Auf dem Höhepunkt des Flüchtlings-Zustroms etwa waren Journalisten besonders empfänglich für alles, was mit dem Thema zu tun hatte. 
  • Wenn die PISA-Studie erscheint, werden sie einer Veranstaltung zum Thema „Bildung“ deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken – insbesondere, wenn schon in der Einladung explizit die Ergebnisse als Aufhänger genannt werden 
  • Läuft eine Gerichtsverhandlung über ein Tabak-Werbe-Verbot, so macht sich eine Buch-Präsentation zum Thema Krebserkrankungen sicher an dem Tag besonders gut, an dem das Gericht seine Entscheidung verkündet. Dann kann die Autorin vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen das Ergebnis kommentieren und bewerten – und plötzlich ist ihr Buch doppelt so spannend. 

Es lohnt sich also, nachzuforschen: Was passiert gerade auf dem Themengebiet, um das es bei mir geht? Was wird diskutiert? Was sind Ereignisse, von denen ich im Voraus wissen kann?

Und natürlich kann man sich dann noch viel mehr Gedanken machen: etwa, wie sich das Ergebnis einer Studie visualisieren lässt. 24 weiß gekleidete Läufer eines Protest-Laufs könnten für 24% der Menschen weltweit stehen, die weniger als einen Dollar pro Tag zur Verfügung haben – während zwei Läufer in knallroten T-Shirts die 2% der Weltbevölkerung symbolisieren, die zu den Reichen gehören.

(Achtung: Zahlen komplett ausgedacht! Aber du weißt jetzt, was ich meine, gell?)

Also: aktuelle Aufhänger ist gleich top – die kreative Nutzung eines solchen Aufhängers ist gleich super-top!

Trau dich, hervorzustechen und was wirklich Besonderes zu bieten. Du brauchst nicht mehr Ballons oder hübschere Schnittchen – was du brauchst, ist etwas Berichtenswertes.

Und das lässt sich auch ohne viel Budget organisieren.

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GENIAL, DAS WILL ICH HABEN!

3 Gedanken zu „So bekommst du Presse! Teil 3: Wenn du ein Event planst“

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.