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Schadet mir ein Interview mit der BILD?

  • 7 min read

Angefragt von einer Zeitung, die dir nicht wirklich liegt? Oder von einem Talk-Format, das dir leicht trashig vorkommt? Hier erkläre dir hier, wie du damit umgehst – und die richtige Entscheidung triffst.

Du hast eine Einladung zu SAT.1 oder zu RTL2?  Oder hat ein Journalist der “BILD”-Zeitung bei dir angerufen?

Dann erstmal Herzlichen Glückwunsch! Du hast viel Zeit und Hirnschmalz in deine Pressestrategie gesteckt und ein großes Medium auf dich aufmerksam gemacht.

Trotzdem ist das eine Anfrage, bei der du ein unangenehmes Bauchgefühl hast. Vielleicht, weil dir die Themen in diesem Medium zu reißerisch aufgemacht sind?

Ein Beispiel: Nehmen wir an, du hast eine eigene Kosmetiklinie oder bist Style-Coach und die Anfrage des Journalisten lautet: Du sollst in einer Runde sitzen und über Fragen reden wie  “Tattoo-Sucht – du siehst aus wie Karneval!”, oder “Albtraum Botox – früher warst du schön!”

Kann sein, dass sich dir schon jetzt die Zehennägel hochrollen, z.B. weil

🤨 sich der Dreh des Themas für dich unseriös anfühlt.

😮‍💨 du fürchtest, dass du in eine Ecke gedrängt wirst.

🤯 du annimmst, ein Auftritt in dieser Talkshow könnte mögliche Kunden eher abschrecken als sie zu überzeugen.

Fakt ist: Steile Thesen und drastische Zeilen gehören bei einigen Formaten zum Geschäftsmodell. Das gilt nicht nur im TV, sondern auch für große Boulevardblätter im Printbereich – allen voran natürlich die “BILD”-Zeitung.

Und bestimmte Verlage und Medienkonzerne sowie ihre (Ex-)Führungskräfte haben nicht erst seit gestern ein umstrittenes Image.

Du schläfst also eine Nacht über die Anfrage – aber am nächsten Morgen fragst du dich immer noch: Bist du mit deiner Premium-Marke wirklich richtig in einem Trash-Umfeld?

Diese vier Dinge kannst du jetzt tun: 

Sammle Informationen

Bauchgefühl ist wichtig. Informationen aber auch. Deshalb: Schau dir mehrere Folgen des TV-Formats in der Mediathek an oder lies mehrere Ausgaben der Zeitung, die dich angefragt hat.

Und frag dich dann: Möchte ich Teil davon sein?

Denn auch das ist  richtig: Hinter einer grellen Fassade finden sich häufig auch seriöse Beiträge. Und echte Expertise, die von Zuschauerinnen und Lesern geschätzt wird.

Außerdem kann man mit einem Artikel zum Beispiel in der BILD-Zeitung Millionen Menschen erreichen (was kein Plädoyer dafür ist, sondern ein Fakt).

Schätz dich selbst realistisch ein

Hand aufs Herz, was bist du für ein Typ: Fährst du schnell aus der Haut, bist du impulsiv? Oder lässt du dich nicht so leicht aus der Ruhe bringen?

Als Journalistin habe ich viele Interviews für alle möglichen Medien geführt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen:

Um für einen Auftritt im Trash-TV oder ein Interview in einem Boulevardmedium gerüstet zu sein, solltest du

  • …es gewohnt sein, deine Aussagen sorgsam abzuwägen
  • …dich nicht so schnell provozieren lassen
  • …dich nicht einschüchtern lassen von dominanten Personen in einer Runde
  • …viel Expertise bei einem Thema mitbringen – und falsche Behauptungen leicht entkräften können
  • …ein Gespür für die Agenda deines Gegenübers haben
  • …wissen, wie du deine Message charmant rüberbringst
  • …wissen, wann du besser den Mund aufmachst – und wann nicht.

Wenn du diese Eigenschaften und Skills bereits hast, brauchst du dich auch vor krawalligen Runden und fiesen Fragen nicht zu fürchten.

Wenn du dich in diesen Punkten noch unsicher fühlst, sieh lieber von einer Zusage ab. Denn aufs Glatteis solltest du dich nicht führen lassen.

Mach eine Pro- und Contra-Liste

Wenn du immer noch zögerst, ob du die Einladung annehmen solltest oder nicht, check deine Argumente nochmal in drei Schritten durch.

1. Mach den Zielgruppen-Check

Mindestens genauso wichtig wie dein Bauchgefühl ist deine Zielgruppe. 

Stell dir zwei Fragen:

1. Erreichst du die Zielgruppe überhaupt mit diesem Format? Schauen deine potenziellen Kundinnen Nachmittags-Talkshows, lesen sie Boulevardblätter?

Wenn ja, kann das ein wertvoller Kanal sein.

2. Überzeugst du in der Talkshow oder mit dem Interview auch wirklich die Leute, die du erreichen möchtest? Oder verschreckst du sie eher?

Falls Letzteres der Fall ist, solltest du das Interview lieber absagen. 

Nehmen wir nochmal das Beispiel mit der eigenen Kosmetiklinie. Die Kosmetik-Produkte deiner Linie sind zu hundert Prozent bio, vegan und fair gehandelt. Diese Werte sind dir und deinen Kundinnen wichtig.

Wenn sie dich jetzt als Interviewpartnerin in einem großen Boulevardblatt oder einem Nachmittags-Trash-Talk sehen, könnte das zwei Effekte haben.

  1. Den unerwünschten: Sie halten dich und dein Produktversprechen für nicht mehr glaubwürdig und wenden sich ab. Super-GAU.
  1. Den erwünschten: Sie empfinden dich als Stimme der Vernunft, die sich mutig auch kritischen Fragen stellt und Fakten gerade rückt. Super-WOW!

Du kennst deine Zielkunden am besten! Was ist die wahrscheinlichere Variante?

2. Mach den “Passt-zu-mir”-Check

Jetzt geht’s nochmal um dich und dein Gefühl. 

Stell dir vor, du hast Auftritt oder Interview hinter dir und das Logo des Senders oder der Boulevardzeitung prangt auf deiner Startseite, in der Rubrik “Bekannt aus…”.

Erstmal eine super Sache, denn diese Hinweise haben Wumms und sind für dein Gesamtpaket ähnlich wichtig wie positive Testimonials von Kunden.

Aber: Fühlst du dich wohl damit? Oder sind das Logos, mit denen du fremdelst? Fühlt sich der Name der Sendung für dich so unpassend an wie das Chanel-Kostüm an der Frittenbude oder das Billigshirt im Sternelokal?

Wenn sich alles in dir gegen dieses Banner sträubt: Lass den Auftritt bleiben.

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3. Mach den Nebeneffekt-Check

Du weißt, wie Journalisten ihre Gesprächspartner finden: Sie googeln, die durchforsten Netzwerke, sie ziehen offline los – und sie nutzen andere Medien.

Wenn du zwischen Pro-und-Contra-Auftritt schwankst, kann dieses Argument vielleicht den Ausschlag geben.

Denn ob du’s glaubst oder nicht: Auch in den Redaktionsfluren der “Süddeutschen Zeitung” liegt die “BILD”. Und WDR-Mitarbeitende zappen täglich durch Boulevard-Talks.

Heißt: Vielleicht ist der Auftritt im Unterhaltungs-Format dein Türöffner für Medien, die besser zu dir passen?

Bereite dich vor – und zwar richtig

Gerade wenn dir die Entscheidung für eine Zusage nicht ganz leicht fällt, solltest du nicht die Kontrolle abgeben. 

Deshalb frag vor der endgültigen Zusage in der Redaktion genau nach:

  • Wo läuft die Talkshow/ wo erscheint der Artikel?
  • Was ist das Thema/ der Schwerpunkt? 
  • Wer sind die anderen Gäste? So kannst du vorher zu ihnen recherchieren und ihre Standpunkte abklopfen.
  • Welche Fragen will der Interviewer dir stellen, in welche Richtung werden sie zielen?
  • Bist du für eine bestimmte Rolle in der Runde vorgesehen – und ist das wirklich deine Haltung? Oder hast du den Verdacht, man möchte dich in eine Richtung drängen?
  • Bei Printartikeln: Stell sicher, dass du deine wörtlichen Zitate vor Drucklegung autorisieren, also nochmal gegenlesen, darfst.

Und was natürlich immer hilft, ist ein professionelles Interview-Training. Denn: Das Spiel mit der Presse kann man lernen. Zum Beispiel bei mir.

Und eines kann ich dir versprechen: Hast du die Regeln drauf, dann bringt es richtig Spaß!

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Marike Frick

Marike Frick

Marike Frick ist ausgebildete Journalistin und zeigt Unternehmern und Einzelkämpfern, wie sie ihre Pressearbeit selber machen können. Ihre Texte sind u. a. in DIE ZEIT, Brigitte Woman, Financial Times Deutschland, Spiegel Online und Business Punk erschienen. Sie lebt mit ihrer Familie derzeit in Genf, glaubt an die tägliche Ration Kaffee (Barista-Style) und liebt gut gemachte TV-Serien in Kombination mit dunkler Schokolade und Rotwein.